von Seelenworte
Über meine Verwandtschaft zu schreiben fällt mir nicht leicht. Verwandtschaft bedeutet hier für mich, die Angehören, welche über die Herkunftsfamilie hinausgehen, zum Beispiel Onkel und Tanten, Cousinen, Cousins. Ich habe kein enges Verhältnis zu meinen Verwandten. Es gibt niemanden, dem ich mich nahe fühle. Und doch gibt es da eine leise Neugier, eine Sehnsucht mehr über sie zu wissen. Bis im letzten Jahr hatte ich mit einer Tante regelmäßigen Kontakt, doch dann wurde ihr Wunsch nach Erlösung erfüllt und sie konnte sterben. Auch zwei Onkel sind im letzten Jahr verstorben. Es waren die Brüder meines Vaters und somit sind alle seine Geschwister, sowie er selbst, bereits verstorben. Das heisst, es gibt bei diesem Verwandtschaftszweig nur noch die nächste Generation, also meine. In diesem Frühjahr ist ein Treffen geplant mit allen Cousinen uns Cousins, worauf ich mich sehr freue.
Es gibt auch den Verwandtschaftsstamm meiner Mutter, welche schon lange verstorben ist. Mit den Geschwistern meiner Mutter habe ich sehr wenig Kontakt. Die eine Schwester ist meine Patin und wir schreiben uns Karten zu Weihnachten und Geburtstag und telefonieren ein bis zweimal im Jahr. Ich hatte einen Versuch gestartet, die Beziehungen zu meinen Tanten und Onkeln auf dieser Seite anzuschauen bzw. aufzubauen, aber es war nicht besonders erfolgreich. Ich bin nicht enttäuscht darüber, es ist wie es ist. Genau wie bei anderen Menschen können wir nicht bestimmen, ob eine Beziehung entstehen kann und in welcher Art.
Auch wenn wir mit unseren Verwandten keinen direkten, bewussten Kontakt haben, so wirken sich diese Verbindungen dennoch auf uns aus. Ahnenthemen können sich oft über Generationen hinweg fortsetzen und unser Leben beeinflussen. Wenn wir immer wieder auf ähnliche Probleme stoßen, kann dies auch ein Hinweis sein, dass wir etwas von unseren Ahnen übernommen haben.
Deshalb bin ich ein großer Fan von Familienaufstellungen. Sie bringen viel Klarheit in das System und können uns und unseren Ahnen helfen, gewisse Themen anzuschauen und Heilung anzuregen. Die Vorstellung, in einem gossen Familiengewebe eingebettet zu sein, finde ich sehr tröstlich. Zu wissen, dass hinter uns reihenweise Ahnen stehen, die uns zujubeln und uns Stärke übermitteln finde ich großartig. Es treibt mich an, mit meinen Verwandten in Beziehung zu gehen und zu Lebzeiten diese Verbundenheit spüren zu können. Jeder Verwandte ist ein Stück eines weit verzweigten Systems, oft als Baum dargestellt. Wir gehören dazu und dürfen doch unseren eigenen Weg gehen.
© Seelenworte 2024-05-01