Meine Waldviertler

Manfred Adelsberger

von Manfred Adelsberger

Story

Ich bin außerordentlich froh, dass ich sie wiederhabe, meine Waldviertler. Zwei Wochen waren sie beim Schuster, und jetzt habe ich sie mir wieder vom Geschäft abholen dürfen. Wie nagelneu stehen sie da, mit Liebe und auch sehr viel Können repariert, bereit für die nächsten acht Jahre! Na ja, vielleicht doch nicht so nagelneu; die gewisse Patina haben sie schon bekommen in der Zeit, so wie es sich für edle Lieblingsstücke gehört. Nichts wie heraus aus den Schuhen und hinein in meine Waldviertler, natürlich gleich im Geschäft!

Wie komme ich darauf, dass meine Waldviertler jetzt wieder acht Jahre halten? Also, das ist ganz einfach! Es ist genau acht Jahre her, dass ich sie mir im Geschäft in Salzburg gekauft habe. Und da sie so professionell repariert wurden, werden sie jetzt wieder acht Jahre halten.

Ja, vor genau acht Jahren ging ich ins Geschäft in Salzburg und probierte die Waldviertler an. Und vorausschauend auf den Winter schlüpfte ich auch gleich noch in Winter-Waldviertler, mit Schafwollfutter. Ich haderte wirklich lange mit mir, ob ich mir wirklich zwei Paar Schuhe auf einmal kaufen sollte. Gerade, wo die Waldviertler halt doch ihren Preis haben. Ich sprang über meinen Schatten und nahm mir beide Paar, somit hatte ich neue Schuhe für den Sommer und für den Winter! Und jetzt, nachdem mich die Schuhe acht Jahre durch Dick und Dünn getragen haben, kann ich sagen, meine Entscheidung war goldrichtig.

Anfangs war es gar nicht so einfach, mich an das Fußbett zu gewöhnen. Es war, wie wenn die Füße und die Schuhe miteinander kämpften. Aber nach einiger Zeit haben sie sich so zusammengerauft, dass quasi die einen nicht mehr ohne die anderen sein konnten.

Den ganzen Sommer trug ich meine Waldviertler ohne Socken. Also gab es im Sommer für mich entweder Waldviertler oder barfuß, beides ein wirklich gutes Gefühl für die Füße, und auch für meine Seele. Ende März war es meistens soweit, dass ich die Socken weglassen konnte, und so gegen Mitte Oktober erinnerte mich der kühle Herbstwind meistens daran, dass es Zeit war, die Socken wieder auszupacken.

Nun, nach acht Jahren, waren die Sohlen an den Fersen abgetragen, und die eine oder andere Naht war aufgegangen. Ich ging also ins Geschäft, zog meine Waldviertler aus und ließ sie vom Verkäufer begutachten. Es war gerade noch bald genug! Der Schuster könnte die Sohle erneuern, auch das Fußbett könnte getauscht werden. Ach Gott, nur nicht das Fußbett tauschen! An das hatte ich mich so gut gewöhnt. Aber die neuen Sohlen sind ein absolutes Muss!

Bald hätte ich nun barfuß nach Hause gehen müssen. Das wäre zwar auch nicht so schlimm gewesen, aber zum Glück hatte ich noch darangedacht, mir andere Halbschuhe mitzubringen.

Obwohl mich diese Schuhe gut über die nächste Zeit trugen, war ich heilfroh, als ich nach zwei Wochen wieder auf meine geliebten Waldviertler wechseln konnte.

Also auf zu den nächsten acht Jahren!

© Manfred Adelsberger 2020-10-26

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