Meine wunderbaren Sommer

zettale

von zettale

Story

Reich an Seen ist es, mein geliebtes Jauntal, in dem ich Kindheit und Jugend verbringen durfte. Aufgewachsen in einer Zeit, in der der Tourismus am Klopeiner See boomte, war es gang und gäbe sämtliche verfügbaren Zimmer an Feriengäste zu vermieten. Auch wir hatten eine Frühstückspension und meine Oma, die gleich nebenan wohnte eine Landwirtschaft mit Gasthaus, Zimmervermietung und einem riesigen Swimming Pool, den natürlich auch unsere Sommerfrischler mitbenutzen konnten.

Die Mehrheit unserer Gäste kam über viele Jahre. Mit so manchen wuchs ich auf. Ihre Kinder begleiteten mich Sommer für Sommer von der Kindheit ins Erwachsenenalter. An Spielkameraden mangelte es meinem Bruder und mir während der Sommermonate nie. Wir wurden mit den tollsten Dingen beschenkt, die es in Österreich noch gar nicht gab, erlebten wie Lakritze schmeckt und wurden öfter zu Ausflügen oder an den See mitgenommen.

Oma hat ihre und unsere Urlauber bekocht. Zu Spitzenzeiten für 60 Hausgäste. Sie war eine begnadete Köchin. Es gab ein Menü mit Suppe, Haupt- und Nachspeise, keine Sonderwünsche, keine Unverträglichkeiten. Allen hat es geschmeckt und alle waren zufrieden.

Zimmer mit Dusche/WC hatten wir nur zwei, aber es störte sich niemand daran das Etagenbad mit 20 anderen Personen zu teilen oder unser privates Bad zu benutzen. Wenn Zimmer knapp wurden, kam es gelegentlich auch kurzerhand vor meinen Bruder und mich ins Elternschlafzimmer umzuquartieren um Platz zu schaffen.

Wir waren durch und durch Familienbetrieb, dadurch wurde ich schon früh angehalten mitzuhelfen. Meine Tante trug das Essen auf, ich sorgte dafür, dass alle zu trinken hatten, mein Cousin, der später Koch/Kellner lernte, half Oma in der Küche, Mama wusch das Geschirr. Per Hand natürlich. Geschirrspüler hatten wir damals noch keinen. Und Opa war der Gästeunterhalter. Ab und an stellte er Bänke auf den Wirtschaftsanhänger und fuhr unsere Gäste mit dem Traktor zum nächsten Buschenschank. Heute wahrscheinlich ob der Auflagen undenkbar.

Auch wenn ich schon recht früh in den Arbeitsprozess eingebunden wurde, blieb Zeit mich stundenlang im Pool zu tummeln oder mit Gästen um die Wette zu tauchen. Nach dem Abendessen spielten wir immer verstecken und legendär waren unsere Tischtennistourniere, die alljährlich stattfanden.

Unsere Gäste wurden zu Freunden und wir alle zusammen waren im Laufe der Jahre wie eine große Familie. Gasthaus, Pension und Pool gibt es schon 20 Jahre nicht mehr, aber mit einigen von damals bin ich heute noch in Kontakt. Erst kürzlich habe ich einen, den ich in all den Jahren nie vergessen habe, im Facebook gesucht und tatsächlich gefunden. Wieviel Wert solch alte Freundschaften haben, darf ich gerade erleben. Obwohl 1000 km und 40 Jahre voneinander getrennt, passt grad kein Blatt Papier zwischen damals und heute. Im Außen vielleicht um ein paar Falten reicher, sind wir im Inneren dieselben geblieben. Das grad erleben zu dürfen ist einfach nur schön!



© zettale 2020-10-23

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