von Claudia Widder
Sie machten mir ein Porridge Frühstück mit Banane, Mandeln und holten mir das Joghurt dazu aus dem Kühlschrank. Sie stützten mich bei der Katzenübung, als die imaginären Messer unter meinem Bauch zum Funkeln begangen und ich keinen Millimeter tiefer gehen durfte, so der Befehl meiner Physiotherapeutin.
Meine Hände richteten unzählige Male meinen schönen, himmelblauen Mund-Nasen-Schutz, damit er nicht zupfte und pickste und mir genug Luft zum Atmen liess. Meine Hände kochten mir ein wunderbares Mittagessen aus Lachs, gegrillten Karotten, Couscous und grünem Salat mit Kürbiskernen und Pfirsichstücken.
Beim Hinlegen am Nachmittag lagen sie ganz still und sammelten Blut und Kraft. Ein winziges Stückchen fehlte, da ich mich mit dem neuen scharfen Messer so stark geschnitten hatte, dass ich lange blutete. Das scharfe Messer packte ich weg, meine Hand verarztete ich behutsam und sorgsam. Sie meldete sich den ganzen Tag, um mir zu sagen, dass sie möglichst wenig machen wolle heute. Das Abwaschen war ihr zu viel, und mein Geschirrspüler freute sich, dass er arbeite durfte.
Meine Hände ertippten auf meiner Computer – Tastatur eine bestimmte Summe Geld von einem Unternehmen und eventuell einen Preis von einer ehrwürdigen Institution. Sie hielten mein Firmenhandy und lernten nach der Schulung im Handyshop, wie man richtig abhebt: man wischt von links unten schräg nach rechts oben. Wie hatte ich mich darüber geärgert. Meine Hände übten einen Probelauf im Handyshop und der Handyshopman freute sich über die leicht verdienten 10,- , die er mit mir umsetzte.
Meine Hände kochten abends zum dritten Mal und zauberten ein Tiramisu damit. Was sie vermissten: sie konnten heute keinen Menschen umarmen, berühren oder liebhaben. Die angebotene Umarmung und der abgeschlagene Give-me-a-five machte sie allerdings nur eine Sekunde traurig. Sie waren es gewohnt, in manchen Zeiten, Absagen zu erhalten vom Teenager – Kind, und nahmen es nicht persönlich.
Abends beschlossen sie der Schönheit der Sprache und der Schönheit der Gefühle heraus zu helfen, schnappten sich den blauen, leichten Lieblingskugelschreiber und begannen über ihr Tagwerk zu schreiben: Meiner Hände Werk.
© Claudia Widder 2020-11-19