Melassas letzter Führdienst

Gabi Haller

von Gabi Haller

Story

Spontan fuhr ich mit meiner Führhündin Melassa ein paar Tage zu Freunden nach Passau. Samstag gingen wir einkaufen. Melassa führte mich ins Geschäft. Davor erklärte mir Maria noch die Richtung, da weder Hund noch ich in der für uns fremden Stadt wissen konnten, wo sich das Geschäft befindet.

Unsere Strecke suchten wir uns selbstständig, und perfekt fanden wir ins Geschäft😊

Die Kunden sowie die Verkäuferin im Laden waren begeistert vonMelassa, ihrem hübschen Köpfchen mit den großen braunen Augen, und ihrem tollen Job. Der Einkauf war schnell erledigt, und Melassa suchte mit mir wieder die Treppe.

Die Verkäuferin stand neben Maria, sie wollte unbedingt sehen, wie der Hund die Treppe sucht und anzeigt. Sie hätte es sicher nicht geglaubt, wenn sie es nicht selbst gesehen hätte. Im Erdgeschoss standen schon Leute und schauten uns zu, wie wir über die Treppe runter gingen. Melassa war voll konzentriert, konnte aber den Ausgang durch die vielen Leute nicht erkennen.

So führte sie mich durch die Lampenabteilung. Konzentriert, unbeirrt, ohne Zögern suchte sie einen Weg. Maria wäre beim Zuschauen fast das Herz stehen geblieben.

In der Lampenabteilung gibt es ja jede Menge Glas am Boden, auf Podesten, in Regalen. Später sagte Maria zu mir, dass sie für sich selbst nicht garantieren könnte, dass die Sachen heil bleiben würden, falls sie hier durchgehen müßte.

Melassa und ich drehten eine souveräne Runde durch diese Abteilung. Mittlerweile waren noch mehrere Leute stehen geblieben, um das Spektakel zu beobachten. Schauten zu, lobten den Hund und seine Leistung.

Maria stand am Rand und bat die Leute nur noch, leise zu sein, den Hund nicht anzureden, weil sich der schließlich konzentrieren muss. Es war schon sehr bewegend, zu sehen, was ein Hund so alles kann!

Melassa hat nach ihrer „Fahrt“ durch die Lampenabteilung recht zügig den Ausgang gefunden.

Maria verabschiedete sich bei den Leuten und folgte uns nach draußen.

Mein Herz schlug schneller, als sie mir danach die Leistung meiner treuen Hündin erzählte. Ohne Maria hätte ich nie von der grandiosen Führunsqualität

meiner Führhündin erfahren. Auf diesen Hund konnte ich echt stolz sein.

Als Maria Tage später wieder in dem Laden war, kamen die Leute auf sie zu weil sie sich an unseren „Auftritt“ erinnern konnten.

Umso unfassbarer war es für sie, dass Melassa wenige Tage später nicht mehr am Leben war.

Gewissenlose Giftstreuer*innen nahmen mir meine Melassa! geboren am 06.10.2004 – am 20.06.2007 um 4 Uhr 10 verspürtest du keine Qualen mehr—dein kleines Herz stand für ewig still!

© Gabi Haller 2021-08-24

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