Mensch Àrgere dich nicht!

Sam_Edring

von Sam_Edring

Story

Ja ein sehr bekanntes Spiel. Es gab scheinbar auch Zeiten noch lange vor der Zeit der des Fersehen’s sprich in der Zeit meiner Großeltern wo dieses Spiel so zum Abendprogramm gehört wie eben heute die Nachrichten oder die xte Wiederholung einer Ärzteserie ;-)

Meine Mutter erzÀhlte immer gerne von ihrer Jugend, sie war ja das NesthÀkchen in der Familie. Von 10 Kindern war sie das 10.

Gerne vertrieb sie sich die Zeit mit lesen in ihrem Zimmer das oben im 1. Stock des Hauses im Bergbauort Eisenerz lag. Der Großvater hatte einen Job am Erzberg erwischt. Die Großmutter arbeitete nebenher gerne als Hilfe in einem GemischtwarengeschĂ€ft. Da gab es alles zu kaufen.

Ja und von diesem Laden brachte meine Großmutter eines Tages dieses Spiel mit. Mensch Ă€rgere dich nicht!

Wie meine Mutter fast jeden Abend beobachten durfte, spielten die Großeltern mit großer Freude das Spiel. Doch leider der Großvater war kein guter Verlierer. Ganz im Gegenteil. Gewann meine Großmutter meisterlich, schnappte er sich das Brett und zerriss es mit Zornesröte im Gesicht in viele Teile und brachte deutlich zum Ausdruck das er wohl nie wieder spielen werde.

Danach wanderten die Teile des Spielbrettes, samt der Figuren in den MĂŒlleimer.

Doch nur fĂŒr eine Nacht, denn schon am nĂ€chsten Tag nĂ€herte sich der Großvater abends mit charmantem LĂ€cheln und dem zusammengeklebten Brett der Großmutter.

„Was wĂŒrdest du von einer Revanche halten, mein Herz, meine Waltraud?“ ja das konnte er sich entschuldigen und dann gleich eine Herausforderung loswerden. Mein Großvater.

An dieser Stelle lachte meine Mutter immer, wenn sie die Geschichte erzĂ€hlte, denn dieser Ablauf – charmante Einladung – Zerstörung des Brettes – mit spĂ€terer Entschuldigung wiederholte sich schon öfter mal in den geliebten Ruhestunden des Tages.

Manchmal musste dann auch schon ein neues Spielbrett angeschafft werden. NatĂŒrlich im Gemischtwarenladen wo meine Großmutter aushalf. NatĂŒrlich auch genau dann, wenn sie Dienst hatte.

Klar das der Großvater sich dann charmant ĂŒber den Tresen beugte und meiner Großmutter zuflĂŒsterte: „Waltraud ich bin bereit!“

Ich bin mir sicher, dass sie ihn genau in solchen Momenten einfach nur verliebt angelÀchelt hat. Einfach nur.

Als die Maria die zweitĂ€lteste Tochter meiner Großeltern am Berg verunglĂŒckte und die Herzen meiner Großeltern erst leer dann voll Trauer waren, nahm mein Großvater seine Frau in den Arm, die Waltraud.

„In all diesen Momenten wo sie mit uns ihren Weg gegangen ist, warst du liebe Waltraud, am richtigen Ort. Vertrau mir, das ist sie jetzt auch. Da oben im Himmel. In unseren Herzen wird sie immer spĂŒrbar bleiben. Ich liebe dich!“

HĂ€tte er tausend Spielbretter zerrissen mein Großvater, seine Waltraud hĂ€tte sich jederzeit wieder mit ihm an den Tisch gesetzt, um mit ihm zu spielen.

Der Moment in der Geschichte wo meine Mutter dann TrÀnen in den Augen hatte.

© Sam_Edring 2020-01-24

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