Mephisto – No 1

Jonathan Cyba

von Jonathan Cyba

Story

Mephisto war der erste Sohn des ersten Sohnes. Er war Lucifers Schmuckstück und sein Schandfleck. Er war der Anti-Christ und der Mörder seines Vaters. Noch nicht, aber Lucifer hatte ihm gesagt, dass er ihn eines Tages stürzen und den Thorn der Hölle übernehmen würde. Diese Information hatte er vom Leviathan und daher war zu eintausend Prozent sicher, dass es so passieren würde. Mephisto hatte überhaupt keine Lust darauf. Die Hölle zu verwalten klang nach viel Arbeit. Mephisto hasste Arbeit. Er gab sich viel lieber dem Drogenrausch hin, beging Verbrechen aller Art, oder vögelte sich durch die Gegend. Ob nun mit, oder ohne Konsens. Mephisto war eine fürchterliche Person. Seine Verbannung hatte ihn dazu gemacht, was er war und da er weder zurück in die Hölle konnte, noch in der Lage war zu sterben, hatte er eben seinen Spaß. Dabei war Lucifer selbst Schuld daran, dass er Mephisto hatte verbannen müssen. Lucifer hatte eine Beziehung mit Adamas, seinem obersten Heerführer gehabt. Ein starker und kluger Dämon, aber nun mal auch sehr hinterhältig und auf sein eigenes Vorankommen bedacht. So war es Adamas gewesen, der Mephisto verführt hatte. Lucifer hatte sie beide auf die Erde geschickt, wo sie als Zwillinge von einer Menschenfrau geboren worden waren. Sie waren in einem gewalttätigen Haushalt aufgewachsen. Strafen und Schläge hatten auf der Tagesordnung gestanden. Das hatte Mephisto abgestumpft und kalt werden lassen. Und er hatte angefangen Adamas dafür zu hassen. Der Tag, an dem ihr Vater ihre Mutter erschlagen hatte, hatte Mephisto herausgefunden, dass er nicht sterben konnte. Er hatte den irdischen Erzeuger mit einer zerbrochenen Bierflasche abgestochen und sich dabei eine Ladung Schrot mitten in die Brust eingefangen. Mephisto hatte geglaubt, nun endlich wieder nach Hause zu können, aber er war nicht gestorben. Er war geheilt, das Schrot immer noch in seinem Fleisch, nun ein Teil seines Körpers. Er war Stunden später wieder aufgestanden und davon gegangen. Zunächst hatte er immer wieder und wieder versucht zu sterben, aber nichts hatte geholfen. Säure trinken, verbrennen, selbst erhängen oder seinen Kopf vom Rest des Körpers zu trennen hatte ihn nicht erlöst. Danach war er völlig abgedreht und hatte mehrere hundert Jahre lang versucht seinen Schmerz in Mordserien, Vergewaltigungen und Drogen zu ertränken. Auch das war mit der Zeit langweilig geworden und das Monster, das alle 50 Jahre ins Dorf kam, um die Mädchen zu entführen und die Männer zu erschlagen, war verschwunden. Mephisto hatte aufgegeben und existierte nur noch vor sich hin. Er wartete auf den Tag, an dem er endlich nach Hause könnte. Adamas war zwei Jahre nach seinem Verschwinden von einem Vampir gebissen worden und wann immer die beiden Männer aufeinandertrafen, zerfetzten sie sich gegenseitig. Auch das blieb für Mephisto erfolglos. Er hatte versucht, mit seinem Vater zu sprechen, doch der wollte nicht hören. Manchmal bekam Mephisto Besuch von seinen Geschwistern. Eine Zeit lang hatte er eine Beziehung mit Riska gehabt, bis sie herausgefunden hatten, dass sie seine Tochter war. Sie hatte sich daraufhin von ihm entfernt. Mephisto hatte dies eine Weile bedauert. Niemand hatte ihn bisher so befriedigen können, wie dieses sadistische Miststück. Letzten Endes hatte er sich damit abfinden müssen, dass er dazu verdammt war, zu warten. Er würde warten und er würde den Thron übernehmen und dann – Würde er die Hölle abfackeln.

© Jonathan Cyba 2024-07-12

Genres
Science Fiction & Fantasy