von S. Pomej
Gern stöbere ich in der Papiertonne und wundere mich, was meine Nachbarn &Innen so alles entsorgen. [Von BĂŒchern, ĂŒber Rechnungen, Mahnungen, private Briefe (teils noch ungeöffnet, letztens fand ich eine Gewinnspielnachricht: Sie haben einen Flug nach Rom gewonnen! und sogar Zeugnisse & andere Dokumente – womöglich nach einer Verlassenschafts-WohnungsrĂ€umung) sowie Fotos – mitunter samt Album] Einige scheinen meine Neugier leider schon bemerkt zu haben, denn nun finde ich immer öfter nur Papierschnipsel – haben sich doch so boshafte Leute, die mir meine Freude an ihrem Schriftverkehr nicht gönnen, glatt einen ReiĂwolf zugelegt! Vorgestern fand ich ein BWL-Skriptum, schon ziemlich abgegriffen, und nahm es mit heim, denn ich bilde mich gern weiter. Und heute hatte ich Zeit es dort aufzuschlagen, wo ein liniertes A4-Blatt eingelegt war, las etwas von Angebot und Nachfrage, dass der Markt ein Ort ist, wo diese beiden Begriffe (mit gelbem Textmarker angestrichen) zusammenkommen und je nach ihrer AusprĂ€gung den Preis fĂŒr ein Gut bestimmen. Und dann las ich, was mit femininer Handschrift auf das A4-Blatt notiert war: 2015 MĂ€nner:
*) kein unnötiger (Mitleids-) Sex
*) weniger Sexualpartner als 2014
*) nicht gleich beim ersten Treffen ficken
*) nur gezielte One-Night-Stands
*) emotionale + körperliche Anziehung unterscheiden -> gut selektieren + nicht verstellen
*) Risiken eingehen + offen mit GefĂŒhlen umgehen.
Als ich das Blatt wendete, standen da 25 MĂ€nnernamen untereinander – an 2. Stelle stand nur DJ X-Jam und an 3. Stelle Banktyp X-Jam (womöglich beide am selben Tag der Veranstaltung), daneben nix, also hatte das lebenslustige FrĂ€ulein ihre Bekanntschaften nicht monetarisiert, sonst hĂ€tte sie ja Summen daneben geschrieben. Ich war leicht geschockt. Wie sich doch die MĂ€dels so einfach wegwerfen. Ich meine, wenn frau schon so nymphoman veranlagt ist, lĂ€ge es doch nahe, daraus gleich berufliche Vorteile zu generieren, z.B. nach Hollywood zu pilgern und dort die Produzenten beglĂŒcken, um eine Filmrolle zu ergattern. Oder sich in einer Firma nach oben zu schlafen, wie man das in Filmen immer wieder sieht. Naja, vielleicht hat sie auch nur geĂŒbt, bevor sie sich an diese Herausforderung wagt. Allerdings wĂ€ren dann auf dem Merkblatt auch gleich die nötigen Anforderungen dafĂŒr gestanden, wie z.B. lohnende AnwĂ€rter in aufstrebender Firma aussuchen und meine Aufstiegsmöglichkeiten vorher eingehend besprechen, nicht zu billig, sondern unterkĂŒhlt sexy kleiden, zuerst desinteressiert an Sex tun, damit der Vorgesetzte richtig heiĂ auf mich wird, uswâŠ
Fraglich, ob ihr das Einhalten ihrer guten VorsĂ€tze gelungen ist. Die Tatsache, dass sie Skriptum samt Merkblatt weggeworfen hat, spricht nicht unbedingt dafĂŒr…
© S. Pomej 2022-07-02