Metamorphose: Von der Raupe zum Schmetterling

Mara Paulhardt

von Mara Paulhardt

Story


Die folgende Lebensweisheit würde man in der heutigen Gesellschaft vermutlich als ziemlich kitschig bezeichnen. Trotzdem ist sie jene, dessen Bedeutung mir so wichtig ist, dass ich sogar in Betracht ziehe, mir diese unter die Haut stechen zu lassen. Es ist die Bedeutung des Schmetterlings.

Ein Insekt, welches zunächst ein Leben als unscheinbares Krabbeltierchen führt, dann eine Metamorphose durchlebt, und sich zu einem von uns Menschen als „wunderschön“ bezeichneten Schmetterling verwandelt. Wenn ich mein Leben Revue passieren lasse, dann kann ich mich an ziemlich viele Situationen erinnern wo ich sehr frustriert war (auch jetzt erlebe ich noch solche Momente). Situationen, in denen ich gedacht habe, ich werde meine Erkrankung nie mehr los, und in denen ich keine Fortschritte gesehen habe. Doch die Depression ist, wenn wir uns an den Beginn meines Buches erinnern, ein Lügner! Sie gaukelt uns Hoffnungslosigkeit vor und trichtert uns ein, eine Heilung der Depression sei unmöglich. Wenn ich jetzt aber ein, zwei Jahre zurückblicke und mit heute vergleiche, dann merke ich: Ich habe verdammt viele Fortschritte gemacht! Ich bin immer noch nicht geheilt, keineswegs, aber ich habe vieles gelernt. Durch zahlreiche Therapiestunden beispielsweise, in denen mir immer wieder verdeutlicht wurde, dass meine Gedanken und Gefühle zwar berechtigt, aber objektiv gesehen nicht immer wahr sind. Das Leben ist nicht nur dunkel. Nein, ich habe in meinen zwei Jahren Therapie gemerkt, dass das Leben auch mal schön sein kann. Dass die Depression eine Krankheit ist und nicht Teil meiner Persönlichkeit! Ich finde sogar, sie ist alles andere als das. Sie ist wie ein ungebetener Gast, der sich einfach selber eingeladen hat, eben ein Parasit.

Schauen wir uns nun nochmal die Metamorphose an, dann können wir uns, meines Erachtens, ruhig häufiger mit dem Schmetterling vergleichen. Zeit kann Wunder bewirken. Denn so wie die Raupe, brauchen auch wir unsere Zeit, bis wir uns weiterentwickeln. Manche mehr, manche weniger. Ich bin kein Fan von Beschönigungen, weshalb ich auch nicht behaupten möchte, ihr könntet definitiv von den Depressionen geheilt werden. Das habe ich, genauso wie ihr, nur bis zu einem gewissen Grade in der Hand. Aber ich möchte euch mit dem Vergleich zeigen, dass es besser werden kann. Die Zeit lehrt euch, dass nicht ihr das Problem seid, sondern der ungebetene Gast, der Parasit. Vielleicht braucht ihr noch etwas Zeit, um das zu realisieren. Vielleicht seid ihr gerade noch in eurem Kokon und seht nichts als Dunkelheit. Aber hiermit möchte ich euch mitteilen, es gibt auch noch ein Leben außerhalb des Kokons. Und dieses wartet so lange, bis ihr breit seid und aus eurer Höhle ausbrecht<3


© Mara Paulhardt 2023-08-11

Genres
Lebenshilfe
Stimmung
Hoffnungsvoll