MEXICO – DER KAKTUS UND DAS PFERD

Micaela Hemesath

von Micaela Hemesath

Story

Das Corona „Schatzkisterl“ hat mir wieder eine Erinnerung geschenkt!

Wir waren eingeladen bei einem wohlhabenden Unternehmer, ca. zwei Stunden von Mexico D.F. entfernt. Mein Novio beschrieb ihn als sehr gastfreundlich und das stellte er auch bei mir extrem unter Beweis.

Ein riesiges Anwesen erwartete uns, am Tor saß ein farbenfroher Ara, der tatsächlich „buenos dias“ krächzte. Ein Wächter der besonderen Art!

In dem ranchähnlichen Anwesen betrat man eine riesige Eingangshalle mit erlesenen Bildern. Ich war begeistert und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine Landschaftsmalerei hatte es mir besonders angetan und ich murmelte: Qué bonito! Mein Gastgeber erwiderte: „Es suyo, Senorita!“ Was? Hat der mir gerade das Bild geschenkt? Ich war verwirrt.

Insgeheim überlegte ich, wo ich das Bild zuhause aufhängen würde.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen und netter Unterhaltung, forderte uns unser Gastgeber auf, doch die Reitpferde zu besichtigen.

Ich war sofort Feuer und Flamme! Reiten mochte ich sehr, was nicht heißen sollte, dass ich es sonderlich gut konnte. Aber meine Abenteuerlust ließ mich gleich einen wunderschönen Hengst aussuchen, der mir sofort gesattelt wurde.

Mein Reitoufit war nicht sehr professionell: Hellblaue Leinen Hose und weiße Turnschuhe. Na, wird schon gut gehen?!

Mein Caballito hatte echt Feuer im Pferdehintern und wir galoppierten los. Eine echt mexicanische Landschaft mit rieiesigen Kakteen und ebensolchen rieiesigen Stacheln. Ich jauchzte vor lauter Freude und Lebenslust und kurvte haarscharf an den Monster Kakteen vorbei.

„Autsch“! Durch meine leichten Turnschuhe hatte sich ein Riesen Stachel in meine große Zehe gespießt! Das Blut tropfte schon heraus und ich musste meinen Cowboy Ritt abbrechen. Das Pferd wollte weitersausen und ich legte mich echt ins Zeug, seinen Galopp abzubremsen.

So ein Pech! Humpelnd kam ich auf den Gastgeber zu und versicherte ihm, was er für ein tolles Pferd hätte!

„Es suyo, Senorita!“ Ich war total verwirrt…was? jetzt schenkt er mir auch noch ein Pferd?

Vorerst musste ich mich aber erst um meinen „Stachelzeh“ kümmern, der anschwoll und grausam weh tat.

Meinem Novio erzählte ich, jetzt hat der mir erst ein Bild geschenkt und jetzt auch noch ein Pferd!

Schallendes Gelächter!

Amorcito, das ist die mexicanische Höflichkeitsfloskel. So wie: „Mi casa es su casa“.

Ja, das kannte ich. Jetzt war ich echt beschämt ob meiner Naivität! Also musste ich jetzt nicht mit Pferd und Bild weggehen. Obwohl insgeheim..das Bild gefällt mir schon extrem gut!

Wir fuhren durch die Weite und Dunkelheit zur Hauptstadt zurück. Mein Zeh pochte wie wild und mein Kopf hatte viel zu verarbeiten.

Andere Länder, andere Sitten!

VIVA MEXICO!

© Micaela Hemesath 2020-03-25

Hashtags