Michael Frankenstein – Musiker und mehr

Norbert Netsch

von Norbert Netsch

Story

Musiker*innen haben besondere Begabungen, die wohl jeder gern hätte. Richtig singen, dazu ein Instrument wirklich spielen können, das hat etwas. Musik kann spontan Menschen miteinander verbinden, die sich gar nicht kennen. Sie schafft eine Nähe.

Michael Frankenstein ist ein Musiker. Er spielt mehr Instrumente als ich mir merken kann und überhaupt kenne, er kann gut singen, leitet Chöre und tritt mit unterschiedlichen Ensembles gern vor Publikum auf.

Er ist aber auch ein Pädagoge, der seine Schüler*innen und Student*innen wirklich begeistern kann und das nicht nur für Musik, sondern – man höre und staune – auch für Mathematik.

Ein besonderes Ereignis im Schuljahr ist das Abschlusskonzert seiner Klassen, wo auf der Bühne im Festsaal gespielt wird, und er nicht nur für den Einsatz sorgt, sondern immer wieder auch mitspielt. „Da gibt es dann keinen Lehrer mehr, nur noch Musiker*innen, die gemeinsam spielen“, erzählt er im Podcast.

Auf dieses gemeinsam Projekt wird im Laufe des Schuljahrs immer wieder hingearbeitet und es muss sehr aufregend und unvergesslich für die Schüler*innen sein, wenn sie vor großem Publikum auf der Bühne stehen. Eine bessere Schule fürs Leben kann es kaum geben. Welcher Auftritt bei einem Vorstellungsgespräch oder auch im späteren Berufsleben könnte größer sein? Wer vor hunderten Menschen singen und ein Instrument spielen kann, der kann wohl jeden späteren Auftritt, wo man vielleicht auch nur sprechen muss, problemlos meistern.

Dieser pädagogische Gedanke ist natürlich wichtig, besser gefällt mir aber etwas anderes. Wenn Lehrer*innen mit Schüler*innen gemeinsam auf Augenhöhe musizieren, hat man etwas Wesentliches geschafft: eine Gleichstellung.

Nun werden manche denken, dass doch ein Lehrer immer ÜBER den Schüler*innen stehen muss, da er ihnen ja etwas beibringt und wenn er diese Position verliert, hat er auch keine Funktion mehr.

Tatsächlich ist es meiner Meinung nach so, dass gute Lehrer*innen ihren Schüler*innen Leitern aufstellen, über die sie zum Lehrer aufsteigen und dann im Idealfall auch über ihn hinauskommen.

Das gemeinsame Konzert ist ein Aufstieg und es gibt nicht viele Unterrichtsfächer, wo man das so schön zelebrieren kann. Oft unterschätzt wird an der Schule die Bedeutung von Selbstvertrauen. Manche Lehrer*innen und auch Eltern zerstören sogar erste Zeichen eines langsam sich bildenden Selbstvertrauens in den Kindern. Das Gegenteil sollte der Fall sein und gerade das geschieht eben auf der Bühne. Das Selbstvertrauen nach solch einem gelungenen Auftritt MUSS größer als vorher sein und dadurch wurde mehr erreicht als durch so manche reine Wissensvermittlung.

Von besonderer Bedeutung für einen guten Unterricht ist natürlich die Beziehungsebene zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen. Die wird zusätzlich durch einen gemeinsamen Auftritt besonders gefördert: Lampenfieber, Adrenalin, Applaus – das gibt es kaum in einem anderen Fach in dieser Stärke.

© Norbert Netsch 2022-07-14

Hashtags