von Kerstin Wider
Kennt ihr solche Menschen, die irgendwie immer aus der WĂ€sche gucken, als hĂ€tten sie gerade in eine Zitrone gebissen? Die immer mies drauf sind und den ganzen Tag darauf warten, ihren Unmut endlich an jemandem auslassen zu können? Ich bin in meinem Leben schon einigen begegnet, halte mich von dieser Spezies jedoch möglichst fern. Weil ich es zu anstrengend finde, mich nach Begegnungen mit solchen Menschen wieder von der ganzen negativen Energie zu befreien. Und weil mir meine Zeit einfach zu schade dafĂŒr ist. Trotzdem kann man nicht jede Begegnung vermeiden und gestern hatte ich das zweifelhafte GlĂŒck, eine „erleben“ zu dĂŒrfen. Und das in einem stark geschwĂ€chten Allgemeinzustand … weshalb ich meine HausĂ€rztin besuchen musste.
Auf dem Weg zur Praxis habe ich gleich zu Beginn des Tages eine Frau „getroffen“, die augenscheinlich der Spezies „ZitronenbeiĂer“ angehört. Ihren Auftritt hatte sie, als ich mein Auto in einer SeitenstraĂe auf dem Parkstreifen abstellte und sie Millisekunden spĂ€ter mit wild wackelndem Kopf aus dem Fenster schaute – gepaart mit einem ziemlich bösen Blick. Aufgrund der Tatsache, dass die Scheibe geschlossen war, kann ich nur vermuten, dass sie mir damit sagen wollte, dass es ihr nicht gefiel, dass ein fremdes Auto ihr die Aussicht auf die Gulliöffnung in „ihrer“ StraĂe versperrte. Und weil ich ein höflicher Mensch bin, habe sie nach dem Aussteigen nett angelĂ€chelt und leicht mit dem Kopf genickt. Was ihr offensichtlich auch nicht gefallen hat (zumindest habe ich das abrupte Abwenden vom Fenster inklusive „Wenn Blicke töten könnten-Blick“ so gedeutet). Davon wenig beeindruckt oder vielleicht sogar ein bisschen amĂŒsiert bin ich dann zur Praxis marschiert. Als ich zurĂŒck zum Auto ging, beobachtete ich von Weitem, wie jemand auf der gegenĂŒberliegenden StraĂenseite ein Auto vom Eis befreite, einstieg, wendete und… direkt hinter meinem Auto wieder parkte….ausstieg und zu einem anderen Auto ging, das ein Haus weiter geparkt war…bewaffnet mit einem Eiskratzer…Als ich an meinem Auto ankam, sah ich, dass zwischen meiner  StoĂstange und dem dahinter geparkten Auto quasi kein Abstand war. Und wĂ€hrend ich meine Scheiben freilegte, sah ich, wie die andere Person ins Auto stieg und… im RĂŒckwĂ€rtsgang auf mich zukam. NĂ€her…Immer nĂ€her…bis kurz vor meine vordere StoĂstange…ich konnte das spontan nicht einordnen. Bis die Person ausstieg, mich mit verkniffenem Gesicht anschaute und…. in dem Haus verschwand, vor dem ich parkte. Frau ZitronenbeiĂer hatte es mir also mal so richtig gezeigt. Indem sie bei Minus 6 Grad ohne Grund ihr warmes Haus verlassen, zwei geparkte Autos freigekratzt und umgeparkt hat. Warum genau sie das gemacht hat, kann man nur vermuten. Ich bekam da jedoch so eine Idee, als ich mit recht viel Aufwand mein Auto aus der ParklĂŒcke manövrieren musste … sah ich sie nĂ€mlich wieder am Fenster. Und habe tatsĂ€chlich so etwas Ăhnliches wie ein Grinsen wahrgenommen . Sehr dezent, aber es war da. Ich habe dann – Dank meines sehr wendigen Autos – die ParklĂŒcke verlassen und ein bisschen zurĂŒckgegrinst. Weil ich mich darĂŒber gefreut habe, dass ich solche Probleme nicht habe. Und dass ich es deshalb vermutlich sehr viel leichter habe im Leben. Ich wĂŒnsche euch einen schönen Tag und hoffe, dass ihr heute keinem Miesepeter begegnet. Und falls doch…lĂ€chelt ihn einfach an đ
© Kerstin Wider 2024-01-13