Mimmi – Diva und Gräfin

Karin Prassl

von Karin Prassl

Story

Ihr habt sie sicher schon kennengelernt. Die Mimmi! Die mit dem Vogel. Die Katze meiner Tochter. Manchmal tut sie mir leid. Meine Tochter. Sie ist inzwischen nämlich nur mehr Untermieterin. In ihrer eigenen Wohnung. Bei ihrer eigenen Katze. Mimmi führt das Regiment. Meine Tochter ist die Dienerin. Und hat zu spuren.

Madame Diva ist übrigens keine Kuschelkatze. Sie ist eine Kratzkatze. Eine ausgeprägte. Dazu hätte sie eigentlich einen Kratzbaum. Das Ding war gar nicht billig. Und bis das Teil zusammengebaut war! Mimmi hat ihr zugeschaut. Meiner Tochter. Beim Aufstellen. Ganz interessiert. Auch als sie den großen Korb daneben platzierte. Mit ihrer Katzendecke. Mit ihren Kuscheltieren. Mit ihren Spielsachen. Meine Tochter hat zur Mimmi gesagt, dass das nun ihr alleiniger Platz sei. Und dass sie hier den besten Blick zum Fernseher hätte. Zwinker, zwinker.

Mimmi findet das nicht. Am Kratzbaum hängen nun die Jacken meiner Tochter. Den Korb hat sie nun umfunktioniert für ihre Schuhe im Vorraum. Mimmi sitzt auf der Couch. Da, wo eigentlich gerne meine Tochter sitzen würde. Weil man da, ohne Genickstarre zu bekommen, fernsehen könnte. Meine Tochter sitzt jetzt daneben. Zwar etwas schief. Sie holt sich dafür jetzt regelmäßig eine Wärmesalbe für ihren Nacken. Das hilft ganz gut. Gegen die Verspannungen. Vom schief Schauen.

Ich verrate euch jetzt ein Geheimnis. Meine Tochter darf davon aber nichts erfahren! Das mĂĽsst ihr mir versprechen!

Mimmi kann sehr wohl kuscheln! Und zwar dann, wenn ihr Frauchen im Urlaub ist. Dann wartet sie schon bei der Tür auf mich. Die Mimmi. Geleitet mich zur Couch. Mit edlem Gang. Schnurrend. Wartet, bis ich mich setze. Dann kommt Trick 17: einen Musikkanal wählen und die Musik einschalten. Ich glaube schon herausgefunden zu haben, dass ihr klassische Musik am besten gefällt. Mimmi mag das sehr. Dann muss man so tun, als würde man gar nicht kuscheln wollen. Als würde man sich langweilen.

Dann, dann tut sie es: sie legt sich dann auf meinen Bauch. Schaut mich an, als könnte sie keiner Fliege was zuleide tun (ein kleiner Scherz am Rande). Und: bleibt liegen. Schnurrt. So lieb. Und schaut mich an. Nicht immer ganz lieb. Aber das ist reine Interpretationssache.

Gut, ich muss gestehen, dass es vielleicht auch hilft, dass sie weiß, dass sie erst anschließend etwas bekommt. Zu fressen. Nachdem sie mit mir gekuschelt hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Einmal bin ich dabei eingeschlafen. Beim Kuscheln. Dann hat sich leider zeitgleich eine Fliege ins Wohnzimmer verirrt. Ist wohl vor meiner Nase herumgeschwirrt. Dann war es aus. Mit dem Kuscheln. Mimmi liebt Fliegen. Fängt alle. Ohne Ausnahme. Die hat sie auch gefangen. Wahrscheinlich wollte sie mich vor der Fliege beschützen. Meine zerkratzte Nase konnte ich tagelang nicht wirklich kaschieren.

Dass ich sie geschimpft habe, war ihr egal.

Also, ich wollt´s euch nur erzählen:

Die Mimmi die kann sehr wohl lieb und nett sein.

Solange es ihr möglich ist.

© Karin Prassl 2021-09-21

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