von Annemarie Hülber
Mö! Knödelchen hier. Wollt ihr wissen, wie die Aktion Nachtwanderung gelaufen ist? Na dann, aufgepasst:
Es war schon ganz dunkel, als wir uns auf den Weg zum Lünersee gemacht haben. Zum Glück war der Mond gerade fast ganz kugelrund und die Wolken, die den Mond umhüllt hatten, waren vom Wind vertrieben worden. So hatten wir das Mondlicht als Beleuchtung. Ein bisschen gruselig ist es trotzdem gewesen. Ziemlich gruselig. Antonia hat den Weg zum Lünersee gekannt. Darum ist sie ganz vorne gegangen. Dann Schnecki, dahinter ich und zum Schluss die freche, unerschrockene Schnucki. Knödelchen, du bist die Jüngste und Kleinste von uns. Wir nehmen dich in die Mitte, haben sie gesagt. Das war voll lieb. Danke schön! Die sind eigentlich sehr nett, die beiden Ziegen.
Zuerst ging es die Almwiese hinauf und dann durch den dichten Wald. Mann, da war es trotz Mondschein sehr finster. Wenn ich noch mein dichtes Fell gehabt hätte, hätten sich meine Haare sicher aufgestellt. Wir sind wieder auf eine Wiese gekommen. Und dann haben wir den Mond doppelt gesehen. Einmal am Himmel und einmal als Spiegelung im Wasser. Der See ist vor uns gelegen. Ein Stück dahinter war schon das kleine Wäldchen.
Minerva! Minerva, bist du hier? Bitte Minerva, wir brauchen deine Hilfe. Huhuhuu, plötzlich waren da zwei riesige orangebraune Augen, die uns angestarrt haben. Sieh an, zwei Schafe und zwei Ziegen. Zu so später Stunde. Guten Abend. Ich bin Minerva. Wie kann ich euch helfen?
Guten Abend, Minerva. Wir sind auf der Suche nach unserer Freundin, der Kuh Karla. Und ihrem Kalb Leo. Hast du die beiden gesehen? Ah, nickte Minerva. Karla und Leo. Natürlich. Wow, super. Bitte sage uns, wo wir Karla finden können, Minerva. Es ist alles in Ordnung. Karla und Leo sollen nach Hause kommen. Sie haben nichts zu befürchten. Nun, sprach Minerva. Karla wollte zum Kasermandl. Aber das wurde schon seit über hundert Jahren nicht mehr gesehen. Ob das überhaupt noch bei uns in der Gegend wohnt? Minerva plusterte ihre Federn. Aber wo könnte es wohnen, fragte Antonia. Ich habe Karla geraten, das Kasermandl bei der heiligen Anna zu suchen. Ja, ja, das scheint mir ein guter Ort zu sein. Minerva klickte mit ihrem Schnabel. Aber wo ist das denn, wollte ich jetzt wissen. In Bartholomäberg gibt es ein altes Bergwerk. Ein mystischer Ort. Dort, im St. Anna-Stollen soll im Jahre 1403 dem Hirten Vitus das Kasermandl erschienen sein. Es soll ihm einen Klumpen Gold geschenkt haben, weil der Vitus immer so gut zu den Tieren gewesen ist. Huhuhuu, huhuhuu, viel Glück bei eurer Suche. Ich muss meine Kontrollrunde fliegen. Sie hat ihre Flügel ausgebreitet und schwusch, weg war sie.
Danke, Minerva, haben wir noch gerufen. Ob sie uns noch gehört hat? Wir sind dann auf unsere Alm zurück, es hat schon angefangen, wieder hell zu werden. Berta hat gleich gewusst, welches Bergwerk gemeint war. Team AKSUS wird die Aktion Anna-Stollen natürlich übernehmen. Seid ihr neugierig, wie es weitergeht? Ich erzähle es euch bald.
© Annemarie Hülber 2022-06-17