„Mir hört ja doch niemand zu“

Klaus Schedler

von Klaus Schedler

Story

Beten? Wir alle wissen, was das bedeutet: Gott will mit uns, will mit dir Zeit verbringen. Aber haben wir auch begriffen, worum es dabei geht? In diversen zeitgeistigen Kolumnen werden Prominente gefragt, mit wem sie gern einen Abend verbringen möchten. Mit dem Dalai Lama? Mit Bischof Kräutler? … Oder man stelle sich vor, einmal vor dem Ministerrat im Bundeskanzleramt einen eigenen Tagesordnungspunkt einbringen zu können. Die Älteren erinnern sich vielleicht an den Schauspieler Karlheinz Böhm bei seinem „Wetten das“ Auftritt im Jahr 1981, wie er die Aufmerksamkeit aller Fernsehzuschauer dafür nutzte, sein „Menschen für Menschen“ Projekt zu starten.

Welche Auszeichnung, mit den richtigen Leuten reden zu dürfen und welche Möglichkeiten, etwas in der Welt zu verändern! Aber leider: Wir werden nicht zu Spielshows im Fernsehen eingeladen und uns wird auch sonst kaum jemand zuhören. Sind wir doch ehrlich: Wir denken „Mir hört eh niemand zu und ich bin auch nicht wichtig genug.“

Gilt das auch bei Gott? Nein, denn bei ihm/ihr sind wir sehr wohl wichtig. Die Einladung haben wir alle erhalten, egal ob wir getauft sind, Kirchenbeitrag zahlen oder bestenfalls zu Weihnachten in die Kirche gehen. Gott, wie auch immer wir ihn/sie nennen mögen, möchte hören, was dich bewegt. Und er/sie möchte dich spüren lassen, was für dich und für dein Leben mit ihm/ihr wichtig ist.

Machen wir von diesem Privileg Gebrauch? Wann überhaupt beten? „Würd ich gerne tun, doch untertags hab ich keine Zeit und kaum lieg ich abends im Bett, bin ich auch schon eingeschlafen.“ So eben ist der Alltag. Das kommt überall vor und ist auch nicht weiter schlimm, wenn wir nicht vollkommen auf Gott und das Gebet vergessen. Denn wie im 137. Psalm beschrieben, dürfen wir uns darauf verlassen, dass noch ehe wir ein Wort ausgesprochen haben, es Gott schon gehört hat. Er/sie umgibt uns von allen Seiten und wir stehen ganz in Gottes Hand. Deshalb kennt er/sie uns durch und durch auch wenn dies unseren Verstand übersteigt und es zu hoch ist, als das wir es je fassen könnten.

Gilt dies für all unsere Wünsche, Hoffnungen und Anliegen, die wir vor Gott bringen? Vor allem dann, wenn wir erfahren, dass die Art, wie Gott unsere Anliegen aufnimmt, so oft anscheinend über unseren Verstand geht. Dennoch dürfen wir vertrauen, dass sie erhört werden – und zwar alle. Erinnern wir uns an Hiob, dem ja trotz seiner Redlichkeit und Gottesfurcht nichts erspart geblieben ist. Er bleibt in Gott, obwohl ihm alles vorstellbar Üble widerfährt und kein Ende seines Leidensweges abzusehen ist. Seine Begründung: Ich habe von Gott so viel Gutes erfahren, dass – was immer auch kommen mag – ich auch das Böse ertragen werde.

Sicher, wir verfügen nicht über soviel Zuversicht wie Hiob. Vielleicht verstehen wir auch erst später, wie unsere Gebete sehr wohl erhört wurden. Manches werden wir erst nach einigem Nachdenken erkennen, vielleicht verstehen wir es sogar erst aus der Perspektive nach unserem irdischen Leben.

© Klaus Schedler 2020-05-09

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