Mit dem Faltboot auf dem Colorado-River

Peter Haas

von Peter Haas

Story

Ein Jahr lang war ich in den USA, so um 1960, ich war 23. Ich habe als Maler und Anstreicher hart gearbeitet. Es war keine gute Zeit damals in New Orleans. Ich wohnte in einem schlecht beleumundetem Viertel, billig, schäbig. Die Arbeit war hart, das Klima höllisch, vor allem, wenn wir draußen ohne Sonnenschutz arbeiteten. 50 Grad Celsius und hohe Luftfeuchtigkeit.

Nach gut einem halben Jahr hatte ich genug zusammengespart, um durch die USA zu reisen. Ich arbeitete für eine Drive-away-agency, das heißt, ich transportierte neue VWs von A nach B und musste nur die Benzinkosten tragen. Am Zielort wurde der Tacho wieder auf 0 gestellt und das Auto als neu verkauft.

Ich hatte mein Faltboot dabei und schon ein paar Probefahrten auf dem Mississippi unternommen. Je mehr Leute mir sagten, auf keinen Fall sollte ich auf dem Colorado fahren, – das hätte nur einer mal mit so einem Paddelboot versucht und der wäre fast ums Leben gekommen – umso mehr reifte in mir der Entschluss, das als Erster erfolgreich zu machen.

Vorher wollte ich meine geringe Bargeldmenge beim Windhundrennen aufbessern – ich hatte da “totsichere” Tipps bekommen. Der erste Windhund, auf den ich wettete, der rannte gar nicht erst los, weil er wohl gemerkt hatte, dass der Hase gar nicht echt war, beim zweiten Wettrennen ließ sich “mein” Windhund auf die Außenbahn drängen – na klar, da hatte er einen weiteren Weg und verlor. Ich hatte danach nur noch sehr wenig Geld.

Schließlich erreichte ich den Oberlauf des Colorado – River und setzte mein Boot ins Wasser. In der Nähe waren Freizeitcamper, die mich fragten, ob ich auch genug Trinkwasser dabei hätte, das Flusswasser sei kein Trinkwasser. Nein, hatte ich nicht. Sie hatten auch kein Wasser, aber luden mir stattdessen einen Kasten Bier ins Boot. Na ja.

Bald merkte ich, dass mich die heftigen Stromschnellen des Colorados deutlich überforderten. Aber es gab kein Zurück. Ich kämpfte mich einige Tage durch das Wildwasser. An beiden Ufern mehrere hundert Meter hohe Felswände, über die es kein Entrinnen gab. Nachts wurde ich von Moskitos geplagt. Endlich, nach gut einer Woche, kam ich an eine Stelle, an der eine Brücke war und ein Ort. Ich war gerettet.

In der Kneipe in dem Ort saß ein Indianer mit Kriegsbemalung und Feder-Kopfschmuck, wie im Film. Tatsächlich wurde da auch gerade ein Westernfilm gedreht, und der Indianer beklagte sich, dass sie in den Filmen immer verlieren würden bei den Kämpfen mit den Weißen.

Photo by Samara Doole on Unsplash

© Peter Haas 2021-12-13

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