Mit dem Hundeschlitten durch Norwegen

SteffiW

von SteffiW

Story

Als ich meinen Platz auf dem Rentierfell am offenen Feuer verlasse und aus dem Lavvo – einem Samen-Zelt – nach draußen trete, schlägt mir klirrende Kälte entgegen. In meinem warmen Overall, den hohen Stiefeln, der dicken Mütze und den Fellhandschuhen fühle ich mich wie eine Teilnehmerin auf einer Expedition zum Nordpol.

Das jenseits des Polarkreises liegende Tromsø zeigt sich heute von seiner besten Seite. Den ganzen Tag über schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, und jetzt, um vier Uhr nachmittags, versinkt sie langsam hinter den Hügeln und taucht die Umgebung in ein sanftes Orange.

Das Heulen der Huskys ist weithin zu hören. Sie können kaum erwarten, dass die Tour losgeht und reißen an ihren Leinen. Durch den tiefen Schnee stapfe ich zu den Hundeschlitten, wo alle Teilnehmer des Ausflugs einem Schlittenhundeführer zugeteilt werden. Als ich im Schlitten sitze und mit Rentierfellen zugedeckt bin, geht es los.

Ein Ruf des Mushers genügt und die Hunde ziehen an. Zuerst führt der Weg durch hügeliges Gelände bergauf. Vor uns breitet sich eine märchenhaft verträumte Landschaft aus. Die Äste der Bäume und Sträucher beugen sich unter der Last der weißen Pracht. Der Schnee rechts und links unseres Weges ist nahezu unberührt; lediglich Tierspuren durchbrechen die glitzernde Oberfläche.

Plötzlich laufen aus dem Wäldchen links vor uns zwei Elchkühe und kreuzen unseren Weg. Für ein Foto ist nicht genug Zeit, denn die sechzehn Hunde vor unserem Schlitten legen ein hohes Tempo vor und genauso plötzlich wie die scheuen Tiere aufgetaucht sind, verschwinden sie wieder im gegenüberliegenden Wald.

Nach einiger Zeit erreichen wir eine Hochebene. Weiße Unendlichkeit liegt vor uns. Die Huskys laufen beinahe lautlos durch den Schnee; nur das Gleiten der Schlitten auf dem frostigen Untergrund ist zu hören. Dann geht es bergab, die Fahrt wird schneller. Ab und zu müssen wir den tiefhängenden Ästen der Sträucher ausweichen, die unseren Weg säumen.

Dazwischen bietet sich uns ein atemberaubender Blick über den Fjord auf Tromsø. Die tief verschneite Stadt ist ein einziges Lichtermeer und rechts der Brücke erstrahlt die beleuchtete Eismeerkathedrale.

Als wir eine Stunde später zur Huskyfarm zurückkehren, ist es dunkel. Die Nacht ist klar. Millionen Sterne leuchten am Himmel und die Chance, heute auch noch Polarlichter zu sehen, ist groß.

© SteffiW 2021-01-25

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