Mit den Delfinen schwimmen

Jutta Blühberger

von Jutta Blühberger

Story

(Hawaii 2011) Ein lang gehegter Wunsch wird endlich Wirklichkeit – mit den Geldgeschenken von meinem fünfzigsten Geburtstag kann ich mir eine Reise von Kalifornien nach Hawaii leisten.

Eine der ersten Unternehmungen dort ist ein Delfin-Abenteuer – ein Bootsausflug mit Schnorcheln und der Begegnung mit Delfinen und Wale. Darauf freue ich mich riesig! Ausgerüstet mit einer Einmal-Unterwasserkamera und meinem Badeanzug bin ich pünktlich zur Stelle. Vor Ort werden wir mit Schwimmwesten, Tauchermaske und Schnorchel ausgestattet.

Nach der obligatorischen Sicherheitseinführung geht es los. Schon bald sind wir an der ersten Stelle, wo wir einer nach dem anderen ins Wasser gelassen werden. Eine unglaubliche Vielfalt an exotischen Fischen bietet sich uns dar. Wir liegen einfach auf dem Wasser und müssen nicht einmal tauchen, um ganzen Fischschulen aus nächster Nähe zu erleben.

In der Zwischenzeit sind die Verantwortlichen unserer Tour damit beschäftigt, die Wasserfläche zu beobachten. Nicht weil sie einen Hai befürchten, sondern weil sie schauen, wo eine Delfin-Schule an die Oberfläche kommen könnte. Diese tauchen in bestimmten Abständen an die Oberfläche zum Luft holen. Mit ihrer langjährigen Erfahrung können sie dann vorhersagen, wo sie das nächste Mal voraussichtlich auftauchen werden. Nach einiger Zeit werden wir zurück ins Boot geholt und fahren dorthin, wo die Delfine das nächste Mal auftauchen könnten. Dort werden wir wieder ins Wasser gelassen, mit strikten Anweisungen so wenig Bewegungen wie möglich zu machen und schon gar nicht zu den Delfinen hin zu schwimmen. Diese schlafen nämlich, aber diejenigen die am äußeren Rand der Gruppe schwimmen, schlafen nur zur Hälfte – die andere Hälfte ihres Gehirns ist wach. Auf die Weise halten sie Wache, um die anderen Delfine in der Gruppe vor Gefahren zu warnen.

Beim ersten Anlauf funktioniert es leider nicht – die Delfine tauchen an einer anderen Stelle auf. Also werden wir wieder ins Boot geholt, um mit möglichst wenig Lärm zur nächsten Auftauchstelle zu fahren.

Leider fängt ausgerechnet dann mein Magen an, zu rebellieren. Ich habe wieder einmal vergessen, wie leicht mir schlecht wird. Während die anderen einen zweiten, diesmal erfolgreichen Versuch machen, mit den Delfinen zu schwimmen, hänge ich über der Reling und füttere die Fische mit meinem Mageninhalt.

Ich kann zwar vom Boot aus die Delfine sehen und fotografieren, aber das ist natürlich nicht das Gleiche als gleich daneben zu schwimmen. Ich bin wirklich sehr enttäuscht! Zum Abschluss der Tour erleben wir noch einen Buckelwal mit ihrem Jungen ganz in der Nähe. Das ist ein kleiner Trost.

Schließlich gönne ich mir eine Woche später einen Besuch in einem Sea Life Park mit mehreren „berührenden“ Momenten mit Robben und Delfinen. Dabei handelt es sich meist um pensionierte Zirkustiere. Die Begegnung in der freien Natur wäre mir lieber gewesen, aber diese Erlebnisse sind auch nicht zu verachten.

© Jutta Blühberger 2021-02-11

Hashtags