von Angelika Ployer
Mit 18 verbrachte ich einen Sommer als Aupair in Scottsdale, Arizona. Da ich bereits das Jahr zuvor in Kalifornien war, wusste ich wie wichtig es für mein Sozialleben sein würde, einen Ausweis zu haben der mich 3 Jahre älter machte. Es ging mir damals nicht darum Alkohol zu kaufen, aber ich wollte unbedingt in die Clubs und Bars. Nun war es damals gar nicht so leicht an solche Dokumente in Österreich zu kommen, denn wir sprechen vom Jahr 1994, wo das Internet im Haushalt noch eine Illusion war und ich keine Kontakte zu Fälschern hatte…
Aber ich hatte eine wunderbare Idee. Damals gab es in meiner Heimatstadt Wiener Neustadt die Paperbox – ein Geschäft in dem man alle möglichen und unnötigen Kleinigkeiten kaufen konnte. Unter anderem einen Scherzführerschein. Er sah aus wie der echte: das rosa Papier, welches drei Mal hübsch zusammengefaltet wurde und die gleiche Formatierung wie das Original hatte. Es gab eine Aufzählung, was man mit diesem Schein alles dürfe und was nicht. Die Ausnahme war, dass im Text z.B. stand: „Darf ein Dreirad fahren“ oder „Darf am Beifahrersitz mitfahren“. Sehr lustig eben…. Als Foto war das Bild eines Schimpansen hinterlegt. Also klebte ich mein eigenes Passfoto über den Affen, nahm eine 10 Schilling Münze, tauchte sie in Stempelfarbe und versah das Dokument dadurch mit dem sehr offiziell aussehenden Bundesadler.
Was soll ich sagen: Meine Fälschung war so gut, dass ich ungefragt in jede Bar und jeden Club hineinkam und die Nächte durchfeiern konnte.
Als ich dann jedoch eines sehr späten Abends mit dem Auto vom Parkplatz des Clubs fuhr, wurde ich von einem Polizeiauto mit Blaulicht und Sirenen gestoppt. Mir rutschte das Herz in die Hose, als sich der Polizist mit strengem Blick vor mir aufbaute und „License and registration“ verlangte. Was tun? Er hatte ja gesehen, dass ich aus dem Club kam. Was war die Strafe dafür, sich mit falschem Ausweis hineingeschummelt zu haben? Sofort hatte ich Bilder des willkürlichen, amerikanischen Strafsystems aus den Filmen vor Augen.
Also entschied ich, ihm den Affenführerschein zu geben, denn da war ich ja 21. Der Officer studierte das Dokument über 10 Minuten lang und warf mir immer wieder einen strengen Blick zu. Mir wurde heiß und kalt und ich sah mich schon in der Gefängniszelle mit gewalttätigen Kriminellen sitzen. Hatte ich tatsächlich einen Polizisten mit deutschen Wurzeln getroffen? Gerade als ein „I am so sorry, please don´t put me in jail” aus mir herausbrechen wollte, gab er mir den Führerschein mit einem breiten Grinsen und den Worten: „Austria – Arnold Schwarzenegger, I like him.“ zurück. Mir fiel ein Riesenstein von der Seele.
Ich würde gerne sagen, dass ich in Zukunft weniger leichtsinnig war und keine Dummheiten gemacht habe, aber dann hätte ich auch nicht so viele Geschichten zu erzählen…
© Angelika Ployer 2021-01-26