Mit meiner Mutter am See

Sam_Edring

von Sam_Edring

Story

Meine HĂ€nde streichen ĂŒber die RasenflĂ€che und ich bewundere die Grashalme wie sie immer wieder aufstehen. Kaum das ich sie niedergedrĂŒckt habe mit meiner Hand. Wieder und wieder streiche ich ĂŒber die Grashalme vor mir. Das Gras ist recht dick – es wird ja auch immer gemĂ€ht – schon jetzt höre ich ganz ganz weit hinten die RasenmĂ€her der Gemeindearbeiter. Kurz sehe ich auf und schaue rĂŒber zum Strand des Sees. Die Sonne geht langsam unter. Wieder geht ein schöner mystischer Tag langsam zu Ende. Ich bin mit meiner Mutter hier am Strand des Sees. Stehe kurzerhand auf verlasse meine Grashalme und laufe rĂŒber zum See. Dabei spĂŒre ich drei große Steine des Weges unter meinen FĂŒssen.

Genieße es die kleine Massage an meinen Fussreflexzonen. SpĂŒrt sich Ă€hnlich an wie die warmen weichen Finger meiner Mutter, wenn sie das macht an Abenden, wo ich zu aufgeregt bin um einzuschlafen. Das Wasser ist noch trĂŒb von dem Schlamm der aufgewirbelt wurde – den ganzen Tage ĂŒber von den vielen Besuchern die es ebenfalls genossen haben sich an einem heißen Sommertag abzukĂŒhlen. Schiffe die in der NĂ€he des Strandes vorbeifahren erzeugen kleine Wellen. Ich tauche mit meinen HĂ€nden in diese Wellen und es kommt mir immer fĂŒr einen Moment so vor als wĂŒrde ich in eine andere Welt eintauchen.

Die NĂ€gel meiner Finger glĂ€nzen im Wasser. Die Kuppen der Wellen glitzern im Sonnenlicht mal rot mal grĂŒn mal dunkelrot. FĂŒr einen kurzen Moment halte ich damit das Licht, dass seit 8 Minuten in Lichtgeschwindigkeit unterwegs war von der Sonne zu mir in den HĂ€nden. Es ist nicht mal ein Moment der vergeht in meiner Hand mit den tausenden Lichtteilchen. Dann spĂŒre ich die warme zĂ€rtliche Hand meiner Mutter auf meiner Schulter. Ich sehe hoch zu ihr, sie hat sich jetzt hinter mir in den Schotterstrand gesetzt. „Engel die Wellen am See erinnern mich immer an die Geschichte vom MĂ€dchen das hier am Strand auf ihren Vater gewartet hat. Damals! Unsere Nachbarin hat sie mir mal erzĂ€hlt. Es war eine traurige Geschichte. Denn ihr Vater ist nicht wieder gekommen. Er schickte ihr aber einen Kuss durch die Zeit. Sie fĂŒhlte es auf ihrer Wange an diesem Abend. Es war wie ein leichter Windhauch der sie berĂŒhrte. Das MĂ€dchen ging dann nach Hause und der Himmel begann zu weinen. Es regnete ihre Haare wurden nass. Ich Augen feucht. Ihre Hand zitterte als sie diese auf ihr Herz legte. Ihre Lippen formten sich zu einem zarten schĂŒchternen LĂ€cheln. Denn sie sah plötzlich ihren Vater, wie er damals vor Jahren zu ihr kam in der Nacht und zu ihr sagte, Marianna spĂŒr nicht nur die NĂ€sse der TrĂ€nen, spĂŒr auch ihren Willen dich zu streicheln. In diesem Moment sagte Marianna, Ja Vater ich spĂŒre wie du mich streichelst.“

Ich sah meine Mutter lange an. Damals war ich gerade mal 6 Jahre alt. Die Augen meiner Mutter blitzten dabei auf. Blau. Wunderschön. Gerade jetzt wo ich diese Geschichte schreibe, regnet es draußen, Mutter ich spĂŒre deine Hand wie du ĂŒber meine Schulter streichst. Ja ich wage es wieder sie zu spĂŒren.

© Sam_Edring 2019-05-29

Hashtags