von Mark Adämmer
Fassen wir zusammen, ich stand komplett betrunken irgendwo in Florenz, mit Menschen, die zwar sehr nett waren, aber die sowohl mich nicht, als auch ich sie nicht verstehen konnte. Außerdem hatte ich keinen Akku mehr und wegen der Rumrennerei quer durch Florenz hatte ich keinerlei Orientierung mehr und wusste nicht, wie ich zu meiner Unterkunft zurückkommen sollte.
Glücklicherweise war ich so betrunken, dass ich mir darüber keinen Kopf gemacht hatte. Ich verstand mich mit einem der Spanier so gut, dass er mich bestimmt zehn Mal über den Abend verteilt, nach Sevilla einlud. Wer weiß, vielleicht handelt das nächste Buch ja über einen Trip nach Sevilla. Zu meinem Glück lernten die Spanier zwei weitere spanische Mädchen kennen, die gerade in Florenz studierten und Englisch sprechen konnten. Und ich freute mich, dass ich neue Leute zum Übersetzen gefunden hatte. Um ungefähr fünf Uhr morgens passierte etwas sehr Merkwürdiges. Zum ersten Mal in meinem Leben sah eine Bordsteinkante äußerst gemütlich aus. Ich war so unfassbar kaputt von der Fahrt, gepaart mit dem ganzen Alkohol, dass ich so gut wie gar nichts mehr konnte. Ich dachte wirklich darüber nach, mich an ein Gebäude anzulehnen und im Stehen zu schlafen – was war hier los? Todesmutig kämpfte ich dann weiter und versuchte irgendwie wach zu bleiben. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich es geschafft hatte, aber ich hatte die beiden spanischen Mädchen davon überzeugt, mich mit zu ihnen nach Hause zu nehmen. Dort angekommen, war ich sehr über ihre Wohnverhältnisse erstaunt. Die beiden wohnten zusammen in einem Zimmer. Um in dieses Zimmer zu gelangen, mussten sie allerdings erst durch ein anderes Zimmer gehen. Was bedeutet, dass ich mit meinem besoffenen Kopf ganz leise durch ein anderes Zimmer schleichen musste, in dem einer der Mitbewohner schlief. Wer hätte das gedacht, aber es war alles gut gegangen, ich war nicht gestolpert und ich hatte auch nichts umgeworfen. Was für mich persönlich ein voller Erfolg war. Nach dem ganzen Eigenlob sind wir endlich im Zimmer angekommen. Dort stand ein circa 60 Zentimeter hohes Doppelbett mitten im Raum. Eine der beiden zog eine große Matratze unter dem Doppelbett heraus und präsentierte mir meinen Schlafplatz. Ich war so glücklich, dass ich mich endlich mal hinlegen konnte. Nach dem ganzen Fahren und Laufen lag ich endlich. Und dann legten sich die beiden Mädchen auch noch zu mir. Ich streichelte ihnen zweimal über den Kopf und schlief ein. Ja, genau richtig gelesen, ich schlief ein. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich erinnere mich noch heute grob daran, dass sie mir auf dem Weg zur Wohnung gesagt hatten, dass sie es auch gerne mal miteinander tun. Und was mache ich, ich schlafe ein. Das war vielleicht die einzige Chance meines Lebens einen Dreier zu haben und was mache ich? ICH SCHLAFE EIN!
Am nächsten Morgen gab es noch ein kleines Frühstück und ich war mit vollem Handyakku zu meinem Airbnb gerobbt, laufen konnte man das nicht nennen.
© Mark Adämmer 2023-07-27