Miteinander verbunden

Wolf-Dieter Nagl

von Wolf-Dieter Nagl

Story

Jede Krise birgt bekanntlich auch Chancen und derer sehe ich gerade viele. Die meisten von uns spüren deutlicher und bewusster denn je, wie bedeutsam der physische und „analoge Kontakt“ für uns Menschen ist und dass die Beschränkung unserer Aufmerksamkeit auf ein paar Zentimeter Bildschirm für ein erfülltes Dasein nicht ausreicht. Wir können außerdem erleben, dass auch die geistige Verbindung von Mensch zu Mensch unsere Herzen beleben kann.

Diese Entwicklung gibt mir Hoffnung für die Zeit „danach“, wenn wir körperlich wieder näher zusammenrücken. Denn dieses geistige und körperliche Zusammenrücken der Menschheit ist ein überlebensnotwendiger Entwicklungsschritt für das gegenwärtige und kommende Zeitalter.

Warum? Wir erleben globale Herausforderungen wie Pandemien, Weltwirtschaftskrisen und Klimawandel. Da nationalistisch ausgerichtetes Denken keine Lösungen anzubieten hat, bedarf es der Erweiterung unserer Sichtweisen und ein neues Gefühl von länderübergreifender Verbundenheit.

Geht es uns nicht gerade ähnlich, wie dem ersten Einzeller auf unserem Planeten?

Als ein Einzeller vor Millionen von Jahren in einer Pfütze schwamm, die von Austrocknung bedroht war, musste er sich entscheiden zwischen dem Beharren auf sein autonomes “Einzeller-Tum” und dem Zusammenschluss mit anderen Einzellern zum interdependenten “Vielzeller-Tum”. Ein größerer Organismus, der Füßchen und Glieder ausbildet, könnte das Kriechen aus der Pfütze, das Eintauchen ins Meer und somit sein Überleben ermöglichen. Der Einzeller entschied sich für Zweiteres. Durch den Zusammenschluss einer immer größeren Anzahl von Zellen bildete sich über Jahrmillionen schließlich der Mensch.

Befinden wir uns gerade in einer ähnlichen, austrocknenden Pfütze? Bedarf es nicht gerade JETZT dem überlebensnotwendigen Zusammenschluss von Menschen und Nationen? Wir haben wohl keine andere Wahl, als unsere gegenseitige Abhängigkeit einzusehen und sie sogar wertzuschätzen.

Warum auch nicht? Beschwert sich eine Leberzelle darüber, dass sie vom Schlag des Herzens abhängig ist? Glaubt die Lunge, dass sie es auch ohne die Verdauungsorgane schafft? Ist diese gegenseitige Abhängigkeit ein Übel, oder eine klangvolle Symphonie des Lebens? Diese lebenspendende Abhängigkeit ist eine Chance und kein Gefängnis. Dafür können wir uns heute öffnen.

Wir können uns jeden Tag fragen, welchen Beitrag wir als lebendige Zelle im Organ des eigenen Landes, im Organsystem unseres Kontinents für das (Über)Leben des Organismus der globalen Menschheit leisten können.

Folgende Meditation hilft mir täglich, mich mit meinen Mitmenschen auf positive Weise zu verbinden und in der Innenwelt einen geistigen Grundstein für die notwendigen physischen Brücken in der Außenwelt zu legen:

Mögest du glücklich sein. Mögest du sicher und frei sein. Mögest du gesund sein. Möge sich dein Leben in Leichtigkeit entfalten

© Wolf-Dieter Nagl 2020-11-18

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