Mitgefangen, mitgehangen

Lara Gorny

von Lara Gorny

Story

Mika sucht ihre Freundin Liv, die sie den ganzen Tag noch nicht gesehen hat. Kurz entschlossen klopft sie an Livs Tür und betritt ihr Zimmer. Liv liegt im Bett, den Rücken zu ihr gewandt. Mika setzt sich auf die Bettkante, als sie Livs Schultern vibrieren sieht. Besorgt fragt Mika: “Liv, was ist los?”

Liv dreht sich zu ihr und blickt sie mit verquollenen, rot geweinten Augen an. “Pia, sie…sie ist…”, stammelt Liv, bevor ihre Stimme vor Trauer abbricht. Mika, die sehr schlecht mit solchen Situationen umgehen kann, streicht Liv zaghaft über den Rücken.

Vier Tage später befinden sich Liv und Mika auf den Weg zu der Wohnung von Livs ehemaliger Schulfreundin. Pisas Mutter hatte ihr den Schlüssel überlassen, dass sie noch einmal die Dinge ihrer Freundin ansehen kann. In der Wohnung steuert Liv jedoch direkt die Stelle an, an welcher Pia sich erhangen hat. Sie kann es nicht glauben, dass Pia dies getan haben soll, auch wenn ein Anschlussbrief existiert. Er wurde am Computer geschrieben. Außerdem kann Liv keine Übereinstimmungen zu der Schrift Pias feststellen. Liv mustert den Balken, an dem sich Pia aufgegangen hat. Dann nimmt sie sich einen Stuhl zur Hand und steigt darauf. Mika fragt verwirrt: “Was ist?”

“Steig mal bitte auf den Stuhl und Versuch einen Knoten in der Luft zu binden!”, sagt Liv, als sie von dem Stuhl abgestiegen ist. Mika tut wie ihr befohlen, sieht dann allerdings verwirrt zu ihrer Freundin und fragt: “Was sollte das?” Liv nimmt tief Luft und setzt zu einer Erklärung an: “Pia war immer etwa so groß wie ich, also knapp unter einem Meter sechzig. Sie hätte das Seil unmöglich auf diesem Stuhl stehend so befestigen können, wie es letztendlich war. Außerdem habe ich beim Durchqueren der Wohnung etliche Packungen Schmerz- und Schlafmittel gesehen. Wenn sie sterben wollte hätte sie auch einfach einschlafen können.”

„Was ist, wenn sie einen anderen Stuhl zum Knüpfen benutzte, einen der höher ist?“

“Sie hat nur diese Art von Stühlen. Ansonsten sind nur die Couch und das Bett hier vorhanden und wenn sie sich selbst getötet hat, war sie nicht mehr in der Lage diesen zu verstecken.” Mika muss ihr Recht geben. Dies ist ein ausschlaggebender Kommentar. Sie gehen in der Wohnung schauen ob es auch andere Indizien gegen einen Selbstmord gibt. Nach einer schir endlose Suche stößt Liv auf ein Tagebuch. Es scheint ihr nicht richtig es zu lesen. Sie möchte es gerade schliessen, als etwas herausfällt. Es ist ein Brief. Sie nimmt ihn auf und erkennt direkt die Schrift wieder. Es ist die Selbe wie die Unterschrift auf dem Abschiedsbrief dessen Bild Pias Mutter ihr zugesandt hat. “Mika!”

“Ja?” Mika kommt in das Zimmer und sieht über Livs Schulter. Sie blickt auf den Brief auf dem Handy und dann auf den Anderen: „Das ist eindeutig!“ Sie nehmen die Beweise und bringen sie zur Polizei. Einige Wochen später bekommen sie Rückmeldung von der Polizei. Der Ex von Pia wurde überführt. Darauf sagt Mika euphorisch: “Wir eröffnen eine Privatdetektei.”

© Lara Gorny 2022-05-02

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