von Eva Filice
Unsere Reise mit Hurtigruten, “der schönsten Seereise der Welt”, führte uns bei der südgehenden Fahrt in der Nacht nach Tromsø.
Während des Abendessens legte sich ein Nebelschleier über die Berge, oft war es an Steuerbord wolkenfrei und Backbord bewölkt. Diese Naturvorgänge zu beobachten brachte uns immer wieder zum Staunen. In kurzer Zeit veränderte sich das Wetter, die Sicht und die Farben. Schöner als fernsehen! Später hoben sich die Wolken wieder, die Berge lagen wunderbar geschichtet vor uns. Jene im Vordergrund waren dunkel und je weiter sie sich im Hintergrund zeigten, umso heller erschienen die Berge. Sogar einen Gletscher konnten wir bei guter Sicht aufgrund der hoch liegenden Wolken an Steuerbord erkennen. Die Fahrt verlief sehr ruhig, das Schiff glitt gemächlich durch den Sund dahin.
Gegen Mitternacht erreichen wir bei 10°Tromsø, das in wunderschöner Abendstimmung vor uns lag. Wir fuhren unter der beleuchteten Brücke durch, die Eismeerkathedrale erkannten wir schon von Weitem. Bei der Einfahrt in den Hafen erstrahlte die einen Eisstoß darstellende Kirche in besonders mystischer Beleuchtung. Bei Tag blendete die Kirche, deren Dachschrägen bis zum Boden reichen in Weiß.
Das vermittelt den Eindruck von übereinander geschichteten Eisplatten. Der Eingang an der 35 Meter hohen Westfront der Kirche beeindruckt durch die Glasfront, die mit Leuchtröhren versehen ist, um zu allen Tageszeiten die Kirche ins rechte Licht zu setzen. Im Chor an der gegenüberliegenden Ostwand sticht das in Blautönen gestaltete Glasmosaik hervor. Der Innenraum versinnbildlicht nach Ansicht des Architekten das Polarlicht, die lange Dunkelheit und das Eis des Nordens. Eine durchaus gelungene bauliche Interpretation.
Um Mitternacht war ein Konzert in der Eismeerkathedrale geplant. Wir hatten einen Gutschein und beschlossen das nächtliche Konzert zu besuchen. Ein typisches Konzert für Tourist:innen sein? Mit dem Bus fuhren wir zu Eismeerkathedrale, um mit Spannung das besondere Konzert um Mitternacht zu genießen. Die musikalischen Darbietungen in dieser besonderen Atmosphäre waren sehr stimmungsvoll. Die Sopranistin gefiel mit einer klaren, hellen Stimme. Sie wurde von einem Cellisten und einem Pianisten begleitet. Das gut gewählte lyrische Programm bot einen Einblick in norwegische und samische Weisen sowie Musik aus der Peer Gynt Suite von Edvard Grieg. Als Zugabe erklang das Ave Maria von Franz Schubert, berührend und Gänsehaut erzeugend, als ich so hoch im Norden dieses bekannte Musikstück hörte.
Es war noch nicht ganz dunkel, als wir nach 1:00 die Kirche verließen. Die Abfahrt des Schiffes aus Tromsø um 2:00 beobachteten wir an Deck im Freien. Danach verweilten wir zum Ausklang dieses unvergleichlichen Abends noch eine Stunde in der Panorama Lounge. Nebelschleier hüllten die Landschaft ein, als wir uns zu Bett begaben.
Foto: www.postschiffe.de/tag-8-mitternachtskonzert-eismeerkathedrale/
© Eva Filice 2023-02-10