von Gabriele Ecker
Fünfundzwanzig Jahre bin ich jetzt bei der Firma Dehner, aber sowas wie erst vor kurzem ist mir noch nicht passiert. Klar gab es am Anfang Auseinandersetzungen mit zwei Kollegen, sie haben mich auch gemobbt. Aber ich bin noch da, die zwei sind nicht mehr in der Firma. Ich finde, Mobbing am Arbeitsplatz dürfte und muss nicht sein. Wenn jemand ungerecht behandelt wird, setzte ich mich für ihn ein. Eine Kollegin, sie ist an der Kasse, sie wird auch gemobbt. Ich mag die Irma ( Name geändert), sie ist immer so nett und freundlich. Wir kommen super miteinander aus. Aber viele wollen sie nicht, auch die Chefin. Jetzt ist sie schon länger krank und hinter ihrem Rücken wird nur getuschelt. Das finde ich nicht in Ordnung! Eine andere Kollegin, ihr Name war Anita, sie wurde auch immer gemobbt. Ihr müsst euch vorstellen, der Abteilungsleiter lief wegen jedem Schmarn, ob sie gesungen hat, wenn sie Kaugummi gekaut hat, wenn sie geschweiselt hat, zum Marktleiter und verpfiff sie. Also so etwas nennt man: Radel fahren. Unmöglich!Dann kam dieser Freitag vor zehn Jahren, Anita kam wie jeden Freitag um halb elf, weil sie Spätschicht hatte. Leider schaute sie nicht auf ihren Arbeitsplan, denn sie hatte eine normale Schicht. Da war natürlich gleich wieder Schicht im Schacht. Unser Radelfahrer radelte gleich wieder zum Chef. Das ganze eskalierte! Anita war sehr verletzt und in sich gekehrt. Ich munterte sie noch auf: “ Anita, nimm dir das nicht so zu Herzen.” Da sah ich sie das letzte Mal. Nach dem Wochenende, hieß es, Anita sei verschwunden. Sie wurde gesucht, vierzehn Tage lang. Ein Schwimmer fand das Auto beim Tauchen im Backersee. Traurig, trauig. Wir Kollegen waren entsetzt. Aber jetzt zu mir. Vor vier Wochen kommt meine Chefin und meint: “ Kommen Sie bitte mit Frau Ecker, hier im Kalthaus, das ist die Abteilung, die ich betreue, da passen mir einige Sachen nicht. Der Tisch und der Tisch, das gehört nicht dahin. Das, was Zwischen den Tischen steht, das muss weg.” Ich entgegnete: “ Gestern war alles in Ordnung.” ging es los. Ich würde mein eigenes Süppchen kochen! Ich sollte jetzt nicht beleidigt sein. Da gab ich zurück: “ Ich habe schon mehr ausgehalten in meinem Leben, das würde mir nichts ausmachen. Sie ließ mich stehen und walzte in die Topfpflanzenabteilung und moserte weiter. Ich versuchte die Dinge zu ändern, die sie störten. Ich war sauer und betroffen. Am Samstag war die Chefin Gott sei Dank nicht da. Aber am Montag! Ich schlief sehr schlecht und ging mit einem mulmigen Gefühl in die Arbeit. Ich sah sie schon von weitem. Frau Ecker gehen sie mal mit, kam mir entgegen“ Was fällt ihnen eigentlich ein, die Frau Richter zu informieren über den Vorfall?“ Ich: “ Sie sollte wissen was hier läuft” Sie staubte wieder los: “ Sie können jetzt dem Herrn Vogl ( unser vorheriger Chef) nachtrauern, aber jetzt werden andere Seiten aufgezogen.” “ Wissen sie was, gab ich zurück, sie können mir ja kündigen” Da wußte sie nicht mehr, was sie sagen sollte und lief davon. Ich war fertig!
© Gabriele Ecker 2021-09-07