MODE ÜBER DEN WOLKEN

Micaela Hemesath

von Micaela Hemesath

Story

Praktisch, so eine Uniform als Arbeitskleidung! Man muss nie überlegen, wie man den Dienst antritt. Einzige Auswahl, die wir selbst bestimmen konnten, waren die Schuhe. Naja, fast selbst bestimmen. Blau mussten sie sein. Alle Schuhgeschäfte rund um Frankfurt waren gerüstet. Dreimal musste (durfte) ich diesen Modetrend bei Lufthansa mitmachen. Waren die ersten Jahre noch geprägt von biederem Kostümchen, mit türkiser Bluse als Farbtupfer. Eine “Pillbox” wie Jacky Kennedy sie auch gerne trug, war der Hut. Mein Albtraum war der ebenfalls Türkise Lidschatten, der Pflicht war. Dazu einen schwarzen Lidstrich. Bis ich den immer hingezittert habe, hatte ich so manche Nervenbündel verbraten. Heute alles unvorstellbar!

Das Jahr 1970 war ein prägnantes Fliegerjahr. Der neue Frankfurter Flughafen wurde eröffnet, die Boeing 747, der Jumbo Jet, war neu, wir bekamen ein tolles neues Crewgebäude und eine neue Uniform. Ein Berliner Designer konnte sich austoben. Die Anprobe fand in der “Kleiderkammer” statt und endete bei mir mit einem Lachanfall. „Darf ich den Uniform Mantel tragen, auch wenn ich nicht schwanger bin? Das Ding war zeltähnlich weit und zum modischen abrunden mit einem zweifarbigen Cape verbunden, das man ankknöpfen konnte. In den neuen Uniformfarben gelb und blau. Genauso, wie der Flugzeugschwanz angemalt war. Blau mit Spiegelei und Kranich.

Der “Kranich” ist das Maskottchen von Lufthansa. Hat der Designer gedacht, gib den Stewardessen ein Cape mit, dann können sie dem Kerl schon man vor fliegen? Unpraktisch, wie nur Männer beim Einkleiden von Frauen sein können, gab es ein blaues Kleid, mit Jacke, etwas wärmer für die kalte Jahreszeit und ein gelbes Kleid, ebenfalls mit Jacke, aus leichterem Stoff, als Tropen Uniform. Das ganze krönte ein “Jockey Hut” der wie ein Eimer mit Schild auf meiner Hochsteckfrisur thronte. Kleopatra wäre neidisch geworden! Natürlich konnte man die Kleider nicht waschen. Alle Reinigungen im Umkreis von 50 km um den Airport herum, hatten ihre Freude mit uns.

Nebenbei erwähnt: Zahlen mussten wir unsere Dienstkleidung auch selber. Es wurde uns jeden Monat vom Lohn ein “Kleidergeld” abgezogen. Wenn alles bezahlt war, ging der Abzug weiter, denn es gab auch Koffer. Verständlich, dass ich mit Koffern reichlich ausgestattet war. Leider viele Jahre noch ohne Rollen, was meine beleidigte Wirbelsäule mir irgendwann einmal sehr nach trug.

Oh, fast vergessen! Das große viereckige Seidentuch. Auch wieder in den LH Farben mit Flattermann drauf. Für geduldige Drapiererinnen ein Augenschmaus. Bei mir eher ein unnützes Accessoire, das ein paar mal gedreht wurde wie ein Lasso und dann irgendwie herum geschlungen wurde. Gleich nach dem Einsteigen durfte es sich zur Ruhe in der Handtasche begeben.

Einmal machte ich den Modezirkus noch mit. Diesmal mit waschbaren Blusen und Hosen für den Winter. Praktisch! Doch allemal waren wir ein Augenschmaus, wenn wir zusammen als Crew auftauchten.

© Micaela Hemesath 2022-12-19

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