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Cashewlarry

von Cashewlarry

Story
Hamburg 2024

Die kleine Hexe von Otfried Preußen war in meiner Kindheit meine Lieblingsliteratur und in meinen Psychosen fühlte ich mich wie eine kleine Hexe, die eine Kugel mit sich trägt und Dinge anders wahrnahm als jeder „normale“. Heute sehe ich meine Psychosen, als eine Art Fenster, durch die ich hindurch ging, um mein Unterbewusstsein besser kennenzulernen und einen Blick genauer hinzublicken, durch welche Brille ich die Welt sehe und fühle. Ich musste mein Leben mit den Tabletten weiter gestalten, ob ich nun wollte oder nicht, da ich eine weitere Psychose vermeiden wollte und keiner konnte mir die Garantie geben, dass diese erneut auftritt. Im Januar reduzierte ich Olanzapin und ich freute mich über diesen Fortschritt, da die Tabletten eine Gewichtssteigerung in nur kürzester Zeit herbeirufen. Ich ging weiter fleißig zum Sport und fühlte mich weiter gut dabei. In Hamburg besuchte ich viele Büchereien, um mich inspirieren zu lassen, und ich fotografierte das Buch „Die Insel der außergewöhnlichen Gefangenen“ und „Dichter im Café“. Die gedanklichen Reisen, die ein gutes Buch hergibt. Mein Leben veränderte sich durch die Psychosen, ich war kompromisslos bereit, mein altes Leben aufzugeben. Ich verlor den Bezug zur Realität, ohne es zu merken, und meine Welt entgleiste in zwei Parallele; es war ein leichter Schleier, der sich um mein Gehirn zog. Ich spazierte um die Alster und machte mir weitere Gedanken um mein Buch und ich entdeckte einen Schneemann. Menschen verbinden sich über das, was sie miteinander teilen. Ein Tagesausflug änderte meine Sichtweise, meine Freundin und ich spazierten im Viertel Blankenese in Hamburg, wir liefen an der Bücherei Wassermann, die seit 1848 existierte, vorbei und erhaschten die Sonne und genehmigten uns einen Aperol und der Glühwein durfte bei dieser Jahreszeit nicht fehlen. Andere hüpften aus dem Bett, wie Toast aus dem Toaster. Ich war eher die Semmel, die mit der Butterseite nach unten fiel. Zu diesem Zeitpunkt machte mich Olanzapin sehr müde und träge. Am 8. Januar feierten die Bauern in Hamburg ihren Aufstand bzw. in ganz Deutschland und die Deutsche Bahn streikte und mein inneres spürte ein klein wenig Heilung. Ich shoppte in Secondhand Läden und freute mich über die Ausbeute. Am nächsten Tag besuchten wir Hafen City und die Schilder, die ich in meiner Umgebung wahrnahm, verursachten ein Chaos in meinem Kopf. Meiner Einschätzung nach nimmt jeder die Schilder in der Umgebung wahr, aber mein Gehirn dachte an die wundersame Prophezeiung, die ich mit meinen Texten in meinem Buch gestaltete, an die Wunderlösung. Ich begegnete mir selbst anders; die Details, die im hektischen Alltag nur an einem vorbeiziehen, hatten für mich eine besondere Bedeutung. So ähnlich Amore per Favoure. Im Stadtteil Hafen City gab es einen Laden, der illustrierte Ware herstellte und ich fotografierte den Mistelzweig, der im Läden hing. Ich glaubte an Wunder und an die Entdeckung der ganzen Welt in einer Tasse. Ich war verzaubert von Hamburg und die Wahrnehmung, Bill Gates begegnet zu sein, verankert in meinem Kopf und der Abend der Weihnachtsfeier hatte sich in mein Unterbewusstsein eingeprägt aber Heimat ist da, wo dein Anker liegt. Die Bauernproteste stimmten mich fröhlich und wir besuchten den Kiez in Hamburg und ich spürte eine große Energie in mir und gab dem Jahreswechsel, die Chance, die ich mir für mich selbst wünsche Psychosen frei zu sein.

© Cashewlarry 2024-05-26

Genres
Spiritualität, Biografien
Stimmung
Emotional
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