von Erika Eck
Meine Schwägerin Nora und ich nahmen mit unseren Kindern an einer Gruppenwanderung teil. Die Wanderung sollte ein Wochenende dauern und war so ausgerichtet, dass auch Kinder leicht daran teilnehmen konnten. Schon am ersten Tag, als wir in unserem Quartier ankamen, erkundeten die Kinder die nähere Umgebung und was gibt es für Kinder Schöneres als ein Bächlein?
Mit Gummistiefeln gut ausgerüstet, waren die Kinder vom Bächlein nicht mehr wegzulocken und Hannes, mein fünfjähriges Söhnchen, drehte jeden Stein im Bächlein um, damit ihm ja nichts entging, was für ihn interessant sein könnte! Mit seiner Kusine Martina baute er einen Damm, dann wurde wieder ein kleiner Tümpel angelegt und die beiden waren stundenlang intensiv beschäftigt. An Wandern war nicht mehr zu denken, denn die beiden Kinder waren vom Bächlein nicht mehr wegzulocken.
Als aber Hannes am nächsten Tag etwas weiter entfernt von den „Bauwerken“ der Kinder auch noch Tiere im Wasser entdeckte, war der Tag gerettet und bereits in einigen Sekunden verplant! Der Lotto-Sechser für die beiden spielenden Kinder waren aber MOLCHE, die sie schließlich auch noch entdeckten! Mir graute schon beim Anblick dieser Amphibien, aber die Kinder hatten die größte Freude, die Molche zu beobachten und Geschichten um diese Tiere zu erfinden.
Als es schließlich Zeit wurde, vom Spielen aufzuhören, da das Abendessen auf uns wartete, wollten und konnten sich die Kinder von ihren neuen Freunden nicht trennen. Nora und ich hätten die beiden Kinder nicht ins Haus gebracht, wenn wir ihnen nicht erlaubt hätten, zwei „Mölche“, wie Hannes sie im Plural nannte, in ein großes Gurkenglas zu geben, das sie vom Wirt erbettelt hatten. Schnell wurden noch Wasserpflanzen hineingegeben und schließlich wollten die Kinder das Glas mit den Molchen ins Zimmer mitnehmen, um ihre Freunde hautnah bei sich zu haben. Nora und ich gaben, wie Mütter eben sind, schweren Herzens nach und so nahmen die Kinder das große Gurkenglas mitsamt dem Inhalt mit in unser „Schlafgemach“!
Aber meine Schwägerin Nora konnte den Anblick der nicht sehr ansehnlichen Tiere nicht ertragen und so einigten wir uns mit den Kindern auf einen Kompromiss: Sie mussten das Gurkenglas auf den Boden unseres Kleiderkastens stellen. Dort hatten die Molche ihre Ruhe und auch dunkel genug! Uns beiden Frauen war nicht ganz wohl bei der Vorstellung, wo sich die Molche verstecken könnten, sollten sie es schaffen, aus dem Glas zu kriechen. Einige Male stand Hannes in der Nacht auf, um nach seinen neuen Freunden zu sehen!
Die Nacht hatten wir ohne besondere Vorkommnisse überstanden und Nora und ich waren froh, dass die „Mölche“ nicht entkommen waren und die Kinder ihnen wieder die Freiheit schenkten!
Traurig nahmen Hannes und Martina Abschied von ihrem Spieleparadies, als es ans Heimfahren ging!
Viele Jahre später spricht Hannes noch manchmal von diesen drei wundervollen Tagen am Bächlein und von den fantastischen „Mölchen“!
© Erika Eck 2021-05-17