Momente, die die Welt veränderten

Emma Breuninger

von Emma Breuninger

Story

Es war ein grauer, verregneter und sehr kühler Septembertag, ein Dienstag. Seit einiger Zeit hatte ich ein mobiles Telefon im Büro. Als ich das Büro verließ, leitete ich die Festnetznummer auf das mobile Telefon um. Somit war ich immer erreichbar, auch, wenn ich innerhalb der Klinik unterwegs war.

Wie immer wollte ich auch an diesem Nachmittag die Post vorne neben der Information am Eingang holen. Da läutete das Telefon. An der Nummer sah ich, dass es mein Sohn, damals 15 Jahre alt, war. Es war der erste Schultag nach den Sommerferien. Ganz aufgeregt berichtete er:

“Mutti, habe den Fernseher eingeschaltet und schaue Nachrichten. Ein Flugzeug ist in einen der Twin Towers des World Trade Centers in Manhattan geflogen“.

Meine Reaktion: Ein Unfall oder ein Terroranschlag. Es hatte ja schon einmal einen Anschlag auf das World Trade Center gegeben, am 26. Februar 1993. Ich befürchtete das Schlimmste.

Da rief mein Sohn: “Und jetzt fliegt gerade ein anderes Flugzeug in den zweiten Turm.”

Ich blieb wie versteinert stehen. Wunderte mich, dass die Welt um mich herum ganz normal weiter funktionierte. Schockiert ging ich auf die Information zu und erzählte den Damen, was ich soeben von meinem Sohn erfahren hatte. Sie konnten es nicht glauben.

Wie in Trance zurück ins Büro. Ich hatte einen Zahnarzttermin und verließ das Büro bald. Im Auto hörte ich die neuesten Meldungen. Gerade parkte ich im Parkhaus im Stadtzentrum ein, da unterbrach der Sprecher seine Worte und meldete: “Soeben wird gemeldet, dass einer der beiden Türme in sich zusammenbricht”.

Wie ich aus dem Parkhaus rauskam, weiß ich nicht mehr. In der Zahnarztpraxis fragte man mich, was los sei, ich sähe so krank aus. Nun musste ich dort alles erzählen, von den eingestürzten Türmen, von dem Anschlag auf das Pentagon, von dem vierten Flugzeug, das abstürzte, ehe es sein wahres Ziel, Camp David (wie vermutet wird) erreichen konnte. Alle waren geschockt.

Die Angst ging um, wir sorgten uns um unsere Verwandten und Freunde in den USA, einige davon lebten in New Jersey, jenseits des Hudson Rivers, nicht weit von Manhattan. Allen ging es gut, sie standen, wie der Rest der Welt, unter Schock.

Es waren die Momente, die alles veränderten. Nie wieder wird es sein, wie es zuvor war. Da war ja auch die Angst, wie wird eine Nation wie die USA reagieren auf diese Attacken?

Heute jähren sich diese Anschläge zum 20. Mal, und heute wissen wir, zwanzig Jahre Krieg in Afghanistan, später der Krieg im Irak, sie haben keine Sicherheit gebracht. Im Gegenteil, Terror droht von allen Seiten.

Leider lernt die Menschheit nicht aus ihren Fehlern.

Foto: Emma Breuninger / 17.08.1996

© Emma Breuninger 2021-09-11