von Gabriele Leeb
Manche mögen‘ s heiß, das gilt aber nicht für Mon Cherie. Große Temperaturschwankungen und starke Hitze würden die Qualität der Pralinen negativ beeinflussen. Deswegen werden die Pralinen im Sommer nicht verkauft.
Ich bekomme jedes Jahr einmal von meiner Mutter Mon Cherie geschenkt, entweder zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Warum, ist mir nicht bekannt. Sie hat sie früher selbst gern gegessen, doch jetzt schon bestimmt zwei Jahre nicht.
Ich erinnere mich daran, dass Philipp einmal ein paar genascht hat. Und er hat die ganze Zeit gelacht, und ich wußte nicht, was er hat. Dann habe ich die leeren, roten Papiere gefunden von fünf Stück. Bei ihm wirkt der Alkohol anscheinend stärker. Er hat keinen Schaden davon getragen und gut geschlafen.
Die letzte Packung von meiner Mutter habe ich erst wieder nach sieben Monaten gefunden. Habe sie im Vorzimmer abgelegt und dann vergessen. Doch der Genuss war nicht mehr vorhanden. Der Likör war ganz eingetrocknet und es schmeckte nur nach Zucker. Ich habe dann die ganze Schachtel samt Inhalt entsorgt.
Auch die Erinnerung an den Kirschlikör in meiner Jugend wird wach. Überall wurde ein Kirschlikör angeboten, der Cherry Brandy. Bei dem Verbau im Wohnzimmer, bei uns und auch überall in der Nachbarschaft, gab es diese Tür zum Herunterklappen, dahinter war die Hausbar untergebracht. Mit meiner Freundin habe ich einmal eine ganze Flasche ausgetrunken und danach sind wir zur Arbeit gegangen. So viel Spaß hatten wir vorher noch nie. Gott sei Dank war uns nicht schlecht davon.
Ich habe bestimmt schon über vierzig Jahre keinen Kirschlikör getrunken und auch schon seit mehreren Jahren keine Kirschpralinen gegessen. Ich liebe zwar die Verpackung, doch den Geschmack habe ich schon lange nicht mehr genossen. Vielleicht sollte ich mir wieder einmal eine Schachtel voll kaufen?
© Gabriele Leeb 2022-02-27