mona und papa

Heute hat Papa kein Bier getrunken. Es stehen ein paar andere angetrunkene Glasflaschen am Tisch, es riecht ein wenig wie im Wartezimmer beim Arzt. 

Mona kennt diese Glasflaschen und diesen Geruch, und als sie die Treppen hinuntersteigt, überkommt sie ein warmes Gefühl. Diese Flaschen bringen ihr den lustigen Papa zurück, der sie gerne hat. Neben dem Ton des Fernsehers spielt es noch leise Musik vom Radio und Papa sitzt lachend auf der Couch. 

„Mona, komm her und schau dir diesen Film mit mir an! Der ist zum Schießen!“, ruft er Mona zu, sobald er sie bemerkt hat. 

Mona kennt auch diesen Film, es ist derselbe den Papa immer schaut, wenn er aus den Glasflaschen trinkt. Den hat sie bestimmt schon dutzende Male gesehen, trotzdem rennt sie zu Papa und schmeißt sich auf das Sofa. Es ist Monas Lieblingsfilm.

„Komm her, meine Kleine!“ 

Mona kuschelt sich an Papa heran und schon wenige Sekunden später müssen die beiden laut loslachen, weil jemand im Film einen Witz gerissen hat. Sie weiß, dass die Welt morgen wieder ganz anders aussehen wird. Papa wird wieder gereizt sein und die kleinen Leute im Fernseher anschreien. Der Wohnzimmertisch wird klebrig sein und Mama wird ihn anschreien. Dann wird Mona weinen und Papa und Mama werden sie anschreien.

Aber das ist Mona gerade egal. Es bringt nichts, zu schmollen und sich wegen Gedanken an morgen zu ärgern. Außerdem weiß sie, dass sie Papa bald nie wieder sehen wird und so will sie ihn in Erinnerung behalten.

Kurz nach dem Film fängt Papa an zu gähnen. Sie kuschelt sich noch mehr an ihn heran, bis nur mehr ein gleichmäßiges, tiefes Atmen von ihm ertönt, sein Bauch hebt und senkt sich sanft. Mona schließt noch für einen Moment ihre Augen. 

„Ich hab‘ dich lieb, Papa.“ 

Es ist zwar schon spät, aber Mona hat noch was vor. Heute will sie aufbrechen. Der Rucksack wird schwer seind und am liebsten würde sie jetzt in Papas Armen schlafen, trotzdem steigt sie jetzt die Treppen nach oben und schließt in ihrem Zimmer hinter sich die Tür.