von MonaLena
Schon wieder keine Ruhe beim Abendessen! Mutti war erst deutlich, dann streng und dann so richtig wütend. Baby Timon weinte auf ihrem Arm und ließ sich einfach nicht beruhigen. Klein Nanna verschmierte die Marmelade auf dem Tisch und rutschte dabei im Kindersessel hin und her, dass er gefährlich wackelte. Schwester Rhesa wollte überhaupt nichts essen und MonaLena stritt sich mit der großen Schwester Ute darum, wer heute auf dem Platz in der Ecke sitzen durfte. MonaLena war gerade dabei trotzig schimpfend unter dem Tisch zu verschwinden, als Mama einen mächtig lauten Löwenbrüller machte. Jetzt war ihr endgültig der Geduldsfaden gerissen!
„Jedes Mal ist es dasselbe mit euch! Können wir nicht ein einziges Mal in Frieden gemeinsam essen? Ich bemühe mich und richte euch etwas Feines und ihr macht nur Theater! Der eine will nichts essen, dem anderen schmeckt es nicht, der nächste kann nicht genug kriegen und dann immer diese Streitereien und der ganze Lärm! Ich will jetzt endlich Ruhe! MonaLena, setz dich hin!“, schimpfte Mutti. Aber die Kinder hörten ihr nicht zu. MonaLena kletterte zwar wieder auf ihren Platz, begann jetzt aber unter dem Tisch nach Utes Beinen zu treten. Diese begann vor Wut zu schreien und der kleine Timon weinte daraufhin nun noch lauter.
Da nahm Mutti die Butter, die sie gerade aus dem Gefrierfach geholt hatte, und schleuderte sie mit aller Kraft und einem lauten: „Jetzt ist aber Schluss!“, gegen die Wand. Leider traf sie nicht die Wand, sondern das daneben gelegene Fenster! Die Butter war hart, die alten Fensterscheiben schwach, und so flog die golden eingepackte Butter in hohem Bogen in den Garten. Das Klirren der Scherben ließ augenblicklich alle Kinder verstummen. MonaLena blickte entsetzt zum Fenster, dann zu Mutti, dann wieder zum Fenster. Schon wollten die Kinder nachsehen, wohin die Butter geflogen war, da öffnete sich die Türe und Papa kam herein. In einer Hand hielt er das gefrorene Geschoss, mit der anderen Hand rieb er sich den schmerzenden Kopf.
Sehr böse schaute er in die Runde und fragte mit strengem, väterlichen Ton: „Wer von euch Kindern war das? Wollt ihr mich erschlagen? Ich habe gerade diese Butter an den Kopf geschmissen bekommen!“ Er hielt die Tatwaffe anklagend in die Luft. Da zeigten vier kleine Zeigefinger auf Mutti, und es war klar, dass nicht das Baby auf ihrem Arm gemeint war.
Jetzt konnte sich keiner mehr halten vor Lachen! Mutti lief dunkelrot an und Papa schüttelte verwirrt den Kopf. Er wollte gar nicht genau wissen, wie es eigentlich zu dem Butter-Attentat auf ihn gekommen war, das konnte er sich ohnehin denken. Die Scherben waren schnell weggeräumt, das Fenster mit einem Karton verklebt und das Abendessen verlief schlussendlich ruhig aber sehr heiter.
So, oder zumindest so ähnlich, hat es sich zugetragen, als die Butter in unserem Hause fliegen lernte. Ein denkwürdiger Abend, auch wenn mich meine Erinnerung vielleicht ein klein wenig trügt! Ist ja auch wirklich schon lange her!
© MonaLena 2019-04-25