New York John F. Kennedy International Airport, November 2017.
Unsere Boeing 777 ist bereit zum Abflug in Richtung Wien.
Die Maschine ist voll ausgebucht, beinahe 300 Personen, davon 49 in der Business Class.
Ich – und nicht nur ich – warteten auf meinen ersten Hollywood Star den ich sehen sollte, vielleicht der einzige in meinem Leben (obwohl, zugeben, bei meinem Beruf ist die Chance um einen winzigen Bereich grösser einen zu Gesicht zu bekommen, selbst wenn es nur im Promille Bereich liegt.)
Wir haben die Information bekommen, dass ein Hollywood Schauspieler mit uns nach Wien fliegt. Alles wurde explizit darauf vorbereitet. Genau, professionell und sehr gut instruiert beginnt man jeden Flug. Fakten wie Passagierzahlen, technische Besonderheiten an Bord, Wetter, Service, kranke Passagiere, auffÀllige Passagiere, Flugroute, besondere Formulare und vor allem das Thema Sicherheit begleiten einem bei dem Job als Flugbegleiter tag tÀglich.
Das ist unser Beruf.
Ich freute mich sehr. Man hat als Flugbegleiter sicherlich oft die Gelegenheit den einen B, C, ev. sogar A Prominenten an Bord zu haben.
Doch „Hollywood“ ist relativ selten an Bord.
Oft freut man sich, manchmal ist man enttĂ€uscht, hie und da gibt es auch keine Zeit fĂŒr „Special attention“, denn auch viele andere Passagiere wollen perfekt betreut werden um sicher und harmonisch von A nach B zu kommen, das tun wir auch.
Ich arbeitete in der Business Class – jeder Flugbegleiter bekommt bei der sorgfĂ€ltigen Flugvorbereitung, „Briefing“ genannt, eine Position zugewiesen. Meine war „vorne“(umgangssprachlich fĂŒr:“in der Business Class arbeiten“)
Doch dann – ich sah ihn!
MittelgroĂ.
Relativ unscheinbar.
Afroamerikaner.
„Passagier 57“, „Blade“, „Auf der Jagd“, „Money Train“, „Die Wiege der Sonne“, „Mord im WeiĂen Haus“ etc. stand vor mir.
WESLEY SNIPES wie er leibt und lebt. Hollywood in echt. Hollywood zum angreifen!
„Welcome on board Sir, how are you?“sagte ich.
„Thank you…I am fine…!“antwortete er.
Sitz 1F, freundlich war er, auch zurĂŒckhaltend war er, höflich frage er mich wo er seinen Laptop verstauen könnte. Ich half ihm, erklĂ€re ihm die wesentlichen Punkte seinen Platz betreffend. Dann gab ich ihm die Hand (eher selten an Bord), und sagte klar, freundlich, selbstbewusst: „Great to see you Sir, I am a great fan“.
Da musst er lÀcheln, ein bisschen geplaudert haben wir, sein Manager oder Bodyguard (war nicht leicht zu eruieren) liebÀugelte damit recht positiv und lÀchelte auch.
Mr. Snipes genoss dass wirklich fabelhafte Essen welches wir geladen hatten und den Bordservice. Der Nachtflug ĂŒber den dunklen Atlantik war angenehm.
Die Passagiere schliefen, der Jet dĂŒste mit seinen 950 km/h ĂŒber den Atlantik und erreichte in ca. 8 Stunden Wien.
Fotos durften wir nicht machen, das war auch eine der Vorgaben. In Wien verabschiedete er sich.
Am nĂ€chsten Tag sah ich ihn am Titelblatt der „Krone“.
„Ok, Mr.Snipes – enjoy Vienna and see you soon again on board“.
© Philipp Steinriegler 2020-09-17