von PoeSy
Letzte Nacht hatte es geregnet, was an sich nichts Besonderes ist. Bei Minustemperaturen allerdings entpuppt sich Regen als zumindest geringfügig ungut. Als ich morgens aus dem Haus trete, nehme ich nach Glasur glänzenden Asphalt zuerst optisch wahr. Die Info meiner Augen übersetzt mein Gehirn in eine Warnung, daher betrete ich vorsichtig die Eisfläche und teste die Gleitfähigkeit! Emmy – stets einige Schritte voraus – rutscht in der Hauseinfahrt aus, alles klar! Auf 4 Beinen unterwegs, ist der Hund eindeutig im Vorteil sich wenigstens auf 2 Beinen zu halten, falls weitere 2 ins Rutschen kommen. Wenn meine beiden den Bodenkontakt verlieren, lande ich wenig graziös bestenfalls auf meinem Hosenboden. “Huch”, entfährt es mir, während ich mich wie auf rohen Eiern weiter bewege – von Gehen im Sinne des Wortes kann keine Rede sein. Mir fällt ein, dass man Glätte in “Huch pro Meter” misst, meiner groben Schätzung zufolge hat es heute 2,7 Huch!
Emmy trabt völlig unbeeindruckt schnüffelnd ihren Weg entlang, ich hefte meinen Blick starr auf den Boden und setze vorsichtig einen Fuß vor den anderen. “Huch!“ So weit wie nur möglich am Straßenrand, wo noch letzte Schneereste ein wenig Grip bieten. „Huch!”, überwinde ich die Strecke bis zum Feldweg. “Huch!“ Erleichtert setze ich nun kräftige Schritte in den Schnee und finde endlich die gewünschte Bodenhaftung! Obwohl ich durchaus eine Frau bin, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, bestätigen auch einmal Ausnahmen die Regel! Meine innere Anspannung löst sich mit jedem weiteren Schritt und ich schreite nahezu ENTspannt des Weges, während Emmy sich wie üblich hemmungslos immer wieder in den Schnee wirft und ein Bad nach dem anderen genießt. Sie schnuppert intensiv an den Spuren, die Rehe hinterließen. Aufgeregt steckt sie die Schnauze in den Schnee und bellt ausgelassen.
Fasziniert beobachte ich die Sonne, die langsam über den Bergrücken klettert und den Himmel in magische Farben taucht. Hartnäckig hält sich stellenweise der Bodennebel und verwandelt die Landschaft in ein mystisches Gesamtkunstwerk! Wie gemalt – und dennoch vollkommen natürlich! Zurzeit ist das Gailtal das einzige in Österreich mit Schneedecke und ich fühle mich privilegiert, hier zu leben! Meine Fotos geben die herrliche Morgenstimmung sehr gut wieder und ich freue mich, sie anderen zu zeigen. Vor allem jenen, die dann neidgrün im taubengrauen Nebel sitzen! „Huch!“
Immer wieder auf´s Neue bin ich von den atemberaubenden Sonnenaufgängen fasziniert, die ich erleben darf, weil ich des Hundes wegen in den Genuss früher Morgenspaziergänge komme. Ich erlebe natürlich tolle Abendstimmungen, aber die stillen, kalt aufsteigenden Morgen, begeistern mich – als eine von Natur aus Morgenmuffelin – durch wunderbare Eindrücke und schenken mir täglich das nachhaltigste Erwachen! So gelingt mit einem Lächeln der perfekte Start in einen neuen Tag. Es gibt so viel Schönes zu sehen, wir müssen es nur sehen!
© PoeSy 2023-01-14