Morgensonne

AW

von AW

Story

Ich öffne die knarrende Holztür. Der Tau lässt das Gras in der Morgensonne glitzern und obwohl es noch recht kühl ist, lässt sich erahnen, dass es ein warmer Sommertag werden wird. Schlurfend gehe ich die drei Steintreppen hinunter, bevor ich mich schließlich hinsetze. Meine Familie schläft noch und ich bin alleine. Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Nase und ein bunter Schmetterling flattert vor dem Holzhaus umher. Ich muss lächeln. In der Entfernung höre ich den kleinen Bach rauschen und Vögel zwitschern im nahe anliegenden Wald. Ich komme mir so klein vor, wie ein einzelner Passagier in einem großen Flugzeug. Aber es macht mich glücklich. Dieser eine kleine Schmetterling erwärmt mein Herz. Die friedliche Stille umgibt mich und ich entspanne mich. Die Natur ist ungestört und dieser Frieden, die Ruhe, ist atemberaubend.

Meine Haare werden von einem Windstoß um mein Gesicht geweht und kitzeln mich an der Nase. Kräuselnd ziehe ich die Nase hoch, bevor ich laut niese. Ich nehme eine kleine Bewegung an meinem Arm wahr und mein Blick wandert. Ein kleiner Marienkäfer krabbelt meinen Arm hinauf. Wie süß. Wie ein Kleinkind lege ich meinen Finger vor ihn hin und warte, bis er darauf krabbelt. Auf meiner Fingerspitze sitzend öffnet er leicht die Flügel, bevor er meinen Zeigefinger hinunterwandert. Erstmals in meinem Leben begutachte ich einen Marienkäfer so wirklich, und es ist erstaunlich. Die kleinen Beinchen scheinen so zerbrechlich, der Körper mit den schönen Punkten geschmückt – ein eigenes kleines Wunder der Natur. Wind kommt auf und er breitet die Flügel aus und fliegt davon. Ich sehe ihn nur als kleinen schwarzen Punkt in der Luft, bis ich ihn irgendwann aus meinem Blickfeld verliere.

© AW 2020-01-19

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