von Mary Modl
… ebenso wie den frühen Vogel der sprichwörtlich ach so begehrte Wurm anscheinend überhaupt nicht interessiert. Zumindest bezogen auf die Schwalben, die ich seit 5 Uhr früh beobachte!
Nein, bin nicht zur Singvogel-Stalkerin mutiert und ich hege auch keine Ambitionen, diese Rauchschwalben und ihr Dasein durch die voyeuristische Lupe einer Dauerinspektion zu unterziehen. Der Grund ist vielmehr das auffällig jagdähnliche Verhalten meiner samtvierpfötigen, miauenden Blunzn, die – seit die Vogerl bei uns Einzug hielten – hypernervös um das Netz herumschwanzelt.
Schon vor Wochen war mir unverständlich, warum die gefiederten Neuankömmlinge just an einer Stelle ihren Nestbau beginnen, wo einige unliebsame Besucher – nicht nur in menschlicher Form – hinkommen könnten. Dabei könnte ich ihnen ein fix und fertiges Schwalbennesterl in luftiger Höhe, gleich unter dem Dach an einem Stützpfeiler angebracht, anbieten. Dieses ist seit einigen Jahren unbewohnt; und da diese Vögel sowie ihre Nester unter Naturschutz stehen, bis dato absolut unangetastet geblieben.
Na gut, dann eben nicht. Vielleicht nicht gut genug für die beflügelte Jungfamilie, oder nicht mehr up-to-date genug. Oder liegt es an einer eventuell minderwertigen Lehmqualität des bestehenden Nestes? Wer weiß welche Ansprüche die moderne Schwalbe von heute an ihre Behausung hat?
Anfang Mai bemerkte ich das eifrige Hin und Her der beiden neuen Untermieter. Lehmhaltige Erde und Stroh wurden zu schalenförmigen Halbkügelchen geformt und festzementiert mittels eines klebrigen Sekrets aus den Schnäbeln. Danach wurde es eher ruhiger. Madame war am Brüten; und da wusste ich nun, wer Er und wer Sie waren, denn Monsieur, der etwas Kleinere der beiden, hatte die gschaftig Futter bereitzustellende Versorgerrolle inne.
Auf jeden Fall war der gewählte Nistplatz eine schlechte Wahl, da zumindest meine Schnuppi – nicht nur Nagern, auch dem Federvieh sehr zugetan – ihren Instinkt als natürlicher Feind allen Gefiedertens geweckt sah und nach wie vor sieht. Und das hat sie mir in den letzten Tagen auch erfolgreich vor Augen geführt, seit der offensichtlich blinde und nackte jedoch schon eifrig tschilpende Nachwuchs geschlüpft ist.
Zweimal konnte ich schon Ärgeres verhindern. Doch ich spüre intensiv, wie sich die mörderische Gier meiner sonst eher verschmusten Mieze beinahe minütlich steigert. Des nachts schnarcht – ja das tut sie – sicher eingesperrt auf ihrem Thron neben meinem Bett. Doch tagsüber …. wehe wenn sie losgelassen…
Zwar ist die Kinderbetreuung meiner gefiederten Freunde vorbildlich, doch werde ich meine Tschilpos weiterhin beobachten; Home-Office kann ja auch im überdachten Freien erfolgreich umgesetzt werden. Das WLAN schafft es grad noch und vielleicht kann ich ein bisserl dazu beitragen, dass der heurige Sommer noch wettermäßig gerettet wird … denn „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ … aber meine sieben könnten schon noch was bewirken.
© Mary Modl 2020-08-04