von Josef_Raben
Nach 10tägiger Liegezeit im umtriebigen Mombasa nahm die Tabora Kurs auf Daressalam im sozialistisch geprägten Tansania. Landgang war dort verhältnismäßig problematisch. Getreu der alten Seemannsweisheit: “Was brauchen wir an Land zu geh’n, das können wir auch von Bord aus seh’n!”, verzichteten wir notgedrungen, zumal Decksjungen ja nur eine Heuer von 300 DM im Monat hatten. Da erreichte uns überraschend das Angebot der Reederei, an einer dreitägigen Flugsafari teilzunehmen. Das Camp war gerade erst errichtet worden und wir durften es nun gegen eine Kostenbeteiligung von 150 DM besuchen.
Vom Flughafen Daressalam aus ging es mit kleinen Propellerflugzeugen in einer dreiviertel Stunde Flugzeit zum Mbuyu Safari-Camp, wo wir auf einer Grasbahn landeten. Das Camp existiert heute noch und liegt im Selous, dem größten Wild-Reservat Afrikas, direkt am Ufer des Rufiji-Flusses. Wir waren jeweils zu zweit in mit Palmstroh gedeckten Zelthütten untergebracht. Zentraler Treffpunkt war eine Bar, die man um einen dicken Baumstamm herum gebaut hatte. Diese Bar war recht kostspielig und eher etwas für die Pauschal-Touristen, die im Gegensatz zu uns etliche tausend Mark für diese Safari bezahlt hatten.
Die Landschaft des Selous ist geprägt durch eine weitläufige Grassteppe mit einigem Baumbestand und Buschwerk, dabei natürlich auch die typischen Schirm-Akazien und Palmen. Der Rufiji fließt von West nach Ost durch das Reservat und mündet in den Indischen Ozean. Wir befuhren diesen größten Fluss Tansanias mit flachen Booten und konnten so mit respektvollem Abstand Flusspferde beobachten, die sich im ruhigen Wasser in Ufernähe aufhielten.
Der Rufiji bildet viele Ausläufer, die sich stark verzweigen. Wir folgten unserem Führer auf verschlungenen Pfaden entlang eines kleineren Wasserlaufes. Der Weg führte über Felsgestein und durch dichte Vegetation. So gelangten wir zu einer idyllischen Lichtung mit Palmen und einem kleinen Wasserfall.
Mit den Landrovern durchkreuzten wir die Savanne. Anfang November 1982 hatte die Regenzeit bereits begonnen und die Tiere fanden überall Deckung. Dennoch sahen wir Giraffen, Zebras, Antilopen und Büffel in freier Wildbahn. Auch Löwen konnten wir beobachten, die sich um einen einzelnen Baum in den Schatten gelegt hatten. Eine größere Gruppe Elefanten tauchte plötzlich vor uns auf. Wir stiegen aus und beobachteten die majestätischen Tiere.
Beeindruckend waren auch ganz besondere Tiere, die ich nicht erwartet hatte. Die Morgensonne schien direkt auf den Eingang unseres Zeltes. Ich zog den Reißverschluss auf; da sah ich sie: mehrere der seltenen, handtellergroßen Goliath-Käfer, die sich außen am Fliegennetz festgeklammert hatten.
Im Nu war die Zeit im Camp vorüber und wir flogen wieder zurück nach Daressalam. Die weitere Reise mit der Tabora verlief zunächst wie geplant, doch bald schon zogen dunkle Wolken am Horizont auf.
Das ist aber bereits eine andere Geschichte.
© Josef_Raben 2021-03-21