Liebesperlen schenk ich Dir!

Stella

von Stella

Story

SĂŒĂŸes gab’s bei uns zu Hause immer. Ein verschlossener Schrank im Keller war voller SĂŒĂŸigkeiten. Jeder von uns Kindern wusste, wo der SchlĂŒssel versteckt war. Was dazu fĂŒhrte, dass der Drei-Monats-Vorrat an Hitschler Kaubonbons, Milka-Schokolade, Maoams, an Schokoriegeln oder Puffreis vor allem dann rapide schmolz, wenn unsere Eltern kurz das Haus verließen.

Ich liebte Frigeo-Brause. Die Brause aus den kleinen PapiertĂŒtchen mit dem Matrosen vorne drauf mischte ich natĂŒrlich nicht mit Wasser, um sie zu trinken. Sondern ich stippte meinen angefeuchteten Finger in die TĂŒte, um die Brause, die daran kleben blieb, sofort abzuschlecken. Welchen Geschmack ich besonders liebte, verriet die Farbe meiner Finger und meine Zunge. Eigentlich mochte ich alle Sorten, außer Waldmeister. Auch die Frigeo-BrausewĂŒrfel löste ich selbstverstĂ€ndlich nicht auf, sondern biss kleine Brocken davon ab, um das sĂŒĂŸsaure Prickeln pur zu erleben.

Manchmal schlich ich mich mit einer Schokolade ins Zimmer und legte mich mit einem Buch ins Bett. Dann las ich Seite fĂŒr Seite und steckte mir dabei traumverloren StĂŒck um StĂŒck der Schokolade in den Mund. So lange, bis die komplette Tafel weg war.

Einmal hatte ich wohl etwas zu tief in die Großhandelspackung mit Raider gegrifffen. Nach vier oder fĂŒnf der Schokoladenriegel mit knusprigem Keks und klebrigem Karamell-Kern wurde mir dann doch ĂŒbel. Ich denke heute noch dran, wenn ich die Riegel sehe, die jetzt Twix heißen.

Auch heute bin noch ein großer Fan von SĂŒĂŸem. Selbst vor Zuckerzeug wie den roten Erdbeerchen von Haribo schrecke ich nicht zurĂŒck. Sonntags pack ich mir vom BĂ€cker, der neben der Backtheke SĂŒĂŸigkeiten fĂŒr Kinder verkauft, immer eine Lakritzstange mit ein. Und wenn ich an einem Kiosk vorbeikomme, wo man aus Schubladen SĂŒĂŸes und Saures wie ColaflĂ€schchen, Teufelchen, saure Schnuller, salzige Fische oder Kirsch-Lollies fischen kann, hole ich mir ein PapiertĂŒtchen voll. Manchmal kann man mich auch versonnen lĂ€chelnd vor dem SĂŒĂŸigkeiten-Regal unseres Tante-Emma-Ladens stehen sehen. Dort gibt es nĂ€mlich alles, was es schon in meiner Kindheit gab: mit Brause gefĂŒllte Ufos aus Esspapier, SchokoladenstĂ€bchen, mit Zitrone und Orange gefĂŒllt, Napo-Blocks, Liebesperlen, bunten Puffreis und MĂ€usespeck.

FĂŒr alle Kinder und Erwachsenen, die SĂŒĂŸes lieben, mein Gedicht vom:

Museum der vergessenen SĂŒĂŸigkeiten

Liebesperlen schenk ich Dir

UFOs auch aus Esspapier

Dick gefĂŒllt mit saurer Brause.

Komm, wir machen eine Sause!

SĂŒĂŸ und klebrig muss es schmecken,

was wir lutschen, kauen, schlecken.

Lass uns reisen in die Zeiten

lĂ€ngst vergessener SĂŒĂŸigkeiten!

Kirsch-Lollies und Eiskonfekt

haben uns als Kind geschmeckt.

Nappo-Blocks und Brause-Brocken

können uns auch heute locken.

Rollos, Puffreis, Schokolinsen

bringen uns noch jetzt zum Grinsen.

Zuckerzeug aus Kindertagen

liegt zwar manchmal schwer im Magen

Doch das GlĂŒck vergisst man nie.

SĂŒĂŸ macht glĂŒcklich. Und zwar wie!

© Stella 2019-04-11