von Alex Rogers
Das Taxi setzt mich im Sonnenuntergang vor dem Reihenhaus ab und ich gebe dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld. Dafür bringt er mir den Koffer bis vor die Gartentüre.
Endlich wieder daheim! Freue mich auf Mutter und auf mein kuscheliges Bett. Ich sperre die Haustüre auf und rufe nach ihr, doch es kommt keine Antwort. Ich suche überall und gehe dann die Treppe hoch zum Bad.
„Muttiii?“. Die Badtüre steht offen. Sie liegt … Sie antwortet nicht, sie rührt sich nicht!
„MUTTI!!“ Sie ist … LEBLOS!! Mein Herz bleibt kurz stehen, ich ringe nach Luft. Es überschlägt sich alles pochend in meiner Brust. Mein Herz rast und die Brust will zerspringen. Das Asthmaspray! Wo? Gleich werde ich ohnmächtig.
Sie liegt einfach drin. In der Badewanne! Ihr Handy liegt am Grund! Verbunden! Mit dem Ladegerät! An der Steckdose! Ziehe den Stecker raus. Fühle, dass Mutter kalt ist. So kalt wie das Wasser! Sehe, dass sie ganz fleckig ist! Telefon!
Rufe den Notarzt! “Johanna Winter hier, meine Mutter, bitte kommen Sie schnell, sie rührt sich nicht mehr. Bitte!”
Panik! Zittere. Zähne klappern. Hört nicht auf! Keine Luft!! Das Spray! Ich schlottere, laufe kopflos durch die Wohnung. Was, wenn er noch hier ist? Wer? Der, der mir diesen Albtraum geschickt hat, aus dem ich sicher gleich aufwache?
Es läutet an der Tür. Johanniter. Zeige ihnen das Bad.
Der Arzt fühlt den Puls, schüttelt den Kopf. Bedauernd. Realisiere langsam. MUTTER IST TOT!!! Ich breche zusammen. Weinkrampf.
Die Kripo kommt eine Stunde später. Ermittelt. Kann kein fremdes Verschulden feststellen.
Ob ich noch Angehörige habe?
Nein.
Psychologischen Dienst rufen?
Nein. Geht schon. Sie gehen wieder?
Sie wird abgeholt werden. Bald. Obduktion, ist nur Routine. Muss sein. Bekomme Bescheid.
Danke!
Beileid.
Danke! Auf Wiedersehen.
Türe zu. Schwebe ferngesteuert zum Nachtkasten der Mutter. Nehme zwei Valium. Lege mich in ihr Bett.
Tränenmeer. Nacht.
© Alex Rogers 2021-01-22