Mutter Erde kann tanzen

Eva Baumhauer

von Eva Baumhauer

Story
Trier 2023

Es ist eine Anweisung von ganz oben, wir sollen innerhalb des Seminars, nun rausgehen und wirklich mal die Erde spüren lernen. Nachdem wir meditiert, gesungen und getanzt haben kommt eine Art Pause in der wir jede für sich in die Natur gehen, um tatsächlich in das Innere der eigenen Seele zu kommen und dann in dieser Schwingung zu spüren, wie es sich anfühlt gleichzeitig mit mir selbst und mit unserem Planeten verbunden zu sein. Dafür brauchen wir unsere Sinne und darum beschließen wir gemeinsam am Waldrand einen Platz zu suchen, um schonmal das Vertrauen gegenseitig zu haben, daß es uns ermöglicht, die angeborene Angst vor Feinden, wie dem bösen Wolf aus dem Märchen, zu lindern und uns mehr und mehr fallen zu lassen in das Geborgensein auf der Erde. Wir liegen also auf dem Rücken im Gras, schauen in den Himmel, hören den Wind, die Sonne wärmt uns und es riecht nach Erde, weil es kürzlich geregnet hat. Wir schaffen es auch nicht zu sprechen, weil durch die Übung verpflichten wir uns zum schweigen und lauschen auf alle Wesen die um uns sind. Das was dann passiert, übertrifft meine Erwartungen bei Weitem: ein Ballett der Eichhörnchen. Über uns sind mehrere Eichhörnchen und weil es Herbst ist haben sie jede Menge zu tun. Sie flitzen hin und her und lassen sogar Nussschalen auf deinen Bauch fallen. Dabei betrachten sie uns gar nicht, wir sind aus Gründen, die mir nicht bewusst sind, ich kann sie nur fühlen, für die Eichhörnchen nicht beachtenswert. Natürlich haben sie uns bemerkt, wahrscheinlich lange bevor wir sie bemerkten, aber sie sind ganz entspannt bei ihrer Arbeit und weil es viele sind, vielleicht vier oder fünf ist immer eines auf dem gleichen Ast zu sehen. Sie füllen ihren Kobel mit Nüssen könnte ich mir vorstellen oder wenn man sich einfach mal die kreative Seite an dieser Handlung vorstellen will, könnte es genausogut sein, daß sie für uns Menschen vorführen wollen wie beweglich sie sind, wie wunderbar elegant sie durch die Bäume tanzen. Und ich will mich nicht bewegen anfangs aus Angst sie zu erschrecken, aber das ist gar nicht nötig, sie spüren dass wir heute als Lebewesen unter anderen Lebewesen hier sind. Die Verbindung zwischen uns und dem Erdboden wird größer, das Gras erscheint mir immer noch weicher, die Bäume sind wie Nachbarn, die man in der Not um Hilfe bitten könnte, die kleinen Tiere die Insekten begleiten uns mit Summen und Surren und die Harmonie erscheint perfekt. Alles ist am richtigen Ort und die Bedürfnisse aller sind ineinander verzahnt, als ob die Erde extra für uns genau hier einen weichen Platz hätte entstehen lassen, damit wir genau heute dort liegen können und zu unserer Unterhaltung wurde eine Bühne aus Bäumen errichtet, damit wir in Ruhe das Schauspiel der tanzenden Eichhörnchen erleben dürfen und es uns nicht langweilig wird wenn wir nichts zu tun haben außer am Leben zu sein und zu atmen.

© Eva Baumhauer 2025-05-05

Genres
Spiritualität
Stimmung
Entspannend