von Gerhard Maier
Vor der großen Fahrt geht es noch zum Supermarkt am Rand von Windhuk. Großeinkauf ist angesagt, wir müssen drei Tage autonom sein können. Das Wichtigste ist Wasser, wir bunkern große Gallonen. Fürs Lagerfeuer ist Windhuk-Lager, das Bier der Namibier, ein Muss. Nudeln sind immer gut. Ich erinnere mich, wie wir im Menschenleeren Kaokofeld ungeplant plötzlich alleine waren. Mit einem Kilo Spaghetti, Zwiebeln und drei Flaschen Wein sind wir locker drei Tage durchgekommen.
Fleisch und Milch sind Risikokäufe, die von Veterinärkontrolleuren konfisziert werden. Sie schauen zwar meist nur in die Kühlboxen, trotzdem ist es ein ungutes Gefühl, wenn man die Sachen im Auto versteckt. Was ist, wenn sie doch gefunden werden? Ein afrikanisches Gefängnis möchte man nicht einmal von außen sehen. Heute gibt es noch keine Veterinärkontrolle, für den ersten Abend kaufen wir ein schönes Kudu-Steak.
Schau, die Äpfel aus Südafrika sind schön fest, die halten gut. Ein saftiger Apfel ist ein guter Einstieg, wenn man Menschen in der trockenen Savanne trifft.
Der nächste Stop ist die Tankstelle am Ortseingang von Okahanja, gleich vor dem finsteren und unübersichtlichen Schnitzermarkt. In den Internetforen hat der Ort keinen guten Ruf, demnach versuchen Keiler einen in das Labyrinth zu locken, dort einzuschüchtern und dann übers Ohr zu hauen.
Wir sind hier nur zum Volltanken, es ist die letzte Tankstelle vor der großen Leere. In den Doppeltank rinnen 150 Liter, bis er voll ist. Ab jetzt wird bei jeder Möglichkeit vollgetankt, um kein Risiko einzugehen. Die Fahrzeuge fressen im Tiefsand über 20 Liter auf 100 Kilometer.
Erst noch auf Asphalt, dann über Staubpisten geht es nach Norden, das Ziel ist Waterberg. Ein klingender Name in der Geschichte Namibias, weil es hier zu einem ungleichen Kampf gekommen ist. Die Hereros wurden von der deutschen Schutztruppe an ihren Stammesquellen gestellt, die Überlebenden in die Omaheke, eine wasserlose Steinwüste, getrieben.
Heute kann man am Waterberg mit Rangern Nashörner in der Wüste suchen, die können aber auch jederzeit plötzlich im Camp stehen. Wir machen eine Wanderung ohne Ranger und ohne Nashörner. Der rötliche Bergrücken umschließt ein fruchtbares Tal, kleine Antilopen huschen querend über den Pfad, im Buschwerk sieht man Pavianfamilien.
Es beginnt zu dämmern, jetzt heißt es warm anziehen, denn schnell ist es kalt, finster und unübersichtlich. Gegrillt und gegessen wird im Schein des Lagerfeuers und der Stirnlampen. Dann geht es in den Schlafsack.
Die Nacht in unserer Kabine mit dem hochgeklappten Dach ist angenehm, wir müssen nicht wie die anderen aufs Dachzelt klettern und haben alles in Griffweite. Wichtig ist die Urinflasche, damit wir nicht in die dunkle afrikanische Nacht hinausmüssen, alle möglichen Besucher können dort herumstreifen. Auch Schuhe lässt man besser nicht draußen, irgendein neugieriges Tier kann diese sicher gut gebrauchen.
Träume arbeiten den ersten Tag auf.
© Gerhard Maier 2020-10-25