von Tom Schopper
Es ist im Frühjahr 2007 als mich ein Trainerkollege anruft und mich um Hilfe bittet. Mein angeschlagenes Ego bläst sich ins Unermessliche auf, sodass ich unüberlegt zusage, eine RaftingTour mit 10 Teens auf der Salza zu organisieren. Da ja die meisten Aktionen irgendwo einen Haken haben, hat diese mehrere. Eh klar. Sonst wäre es ja keine erwähnenswerte Story.
Natürlich sind es 10 Teens aus Ungarn, die so wie ich, nur radebrecht englisch sprechen und very hyperaktiv sind. Super, dann sind wir ja 11, denke ich mir noch und beginne mit der Einleitung. „Juhu, fine that you are here. I am Tom and we are Friends for the next 30 Kilometers on this wundervoll River, called Salza!“, 10 Augenpaare sehen mich kurz an und dann beginnen sie sich mit den Paddeln Schwertkämpfe zu liefern. Da der Wasserstand lässig ist und ein 2. Raft mitfährt, halte ich die Einführung kurz und wir tragen das Gummiteil zum Fluss hinunter. Ich lasse sie alle reinsitzen, zeig ihnen wie sie das Paddel richtig halten, was sofort neue Duelle auslöst. „When you give no Respect to the River, all we die“, das sitzt, denn nobody will die today. So kann ich ihnen die wichtigsten Paddelkommandos wie, „Left forward, right back!“, erklären und ich hoffe, dass ich selbst die Kommandos nicht durcheinanderbringe. Wäre ja nicht das erstmal (nürchtet euch ficht!). So stechen wir aus dem Kehrwasser raus in den sanften Hauptstrom und die Fahrt beginnt. Ich lege das Hauptaugenmerk auf die wunderbare wildromantische Natur und siehe da, alles klappt. Zumindest eine Stunde lang, dann beginnen die Fragen nach der Sprungstelle, von wo aus man in die Salza springen kann. „Don’t be nervous and hektisch, we arrive this place soon“, na mehr brauch ich nicht. Alle 2 Minuten fragen sie mich, ob sie schon springen können.
„Guide. Can we now jump?“. „Now?“. „And now?“.
Ich antworte immer ruhig „No, i tell you when you can jump, when we arrive the place, where you can jump“, während mich pausenlos 10 Augenpaare hochmotiviert ansehen. Das verhindert wenigstens gruppendynamische Aktionen im Boot, denk ich mir zufrieden und steuere das Raft zwischen den großen Steinen hindurch. „Mister Guide Tom, can we now jump?“, höre ich schon nicht mehr und zeige ihnen die Eisvögel, die am Ufer umherschwirren. Als die Vögel wieder weg sind geht’s schon erneut los. „Where is the place to jump?“. Als ich um die schnelle Rechtskurve biege, sehe ich weit hinter dem großen Felsen die Sprungstelle, bei der Wasserlochschenke.
„I have good News!“, lenke ich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf mich, und zeige weit nach vorne. „This ist the place where we can jump!“.
2 Sekunden später saß ich alleine im Boot. Fünf Minuten später erreichte das Raft einsam und verlassen das große Kehrwasser bei der Sprungstelle. Der fliegende Holländer.
Ja, auch wir erreichten die Wasserlochschenke … zu Fuß. And now i don’t know was schlimmer war, der lange Fußmarsch mit der Horde oder die Ansagen der Teens. „Mister Guide, why we have no Boat now?“
© Tom Schopper 2019-05-14