von Lyn
Lange war mir nicht bewusst, dass man aus meinem Englisch anscheinend einen deutsche Einfärbung heraushören kann.Ich erinnere mich noch daran, wie ich vor Jahren auf Ibiza und anfänglich peinlich berührt war, als ich mein eingerostetes Englisch hervorkramen musste, was zunächst zu einer sehr holprigen Angelegenheit wurde. Nach einer Weile wurde es besser und schließlich konnte ich mich richtig flüssig unterhalten. Ich fühlte mich gut, war ich jetzt schon eine ganze Weile mit einem Engländer im Gespräch, bis dieser lachte und meinte, mein deutscher Akzent sei nicht zu überhören. In diesem Moment bekam das gerade aufkeimende Gefühl des Triumphes wieder einen Schlag verpasst. Ich musste sofort an Lothar Mathäus denken. Ein Deutscher Akzent hat zuweilen doch irgendwie etwas Tölpelhaftes. Da war man mit anderen Akzenten deutlich besser dran. Einen französischen Akzent zum Beispiel finde ich äußerst reizend und er klingt geradezu wie Musik in den Ohren.
Nun waren einige Jahre vergangen und ich befand mich arbeitstechnisch in Athen. Und wieder war es ein Engländer, der mich lachend auf meinen deutschen Akzent aufmerksam machte. Sam, mein Kollege aus Manchester.Ich musste es wohl einfach hinnehmen.
Ich hatte Sam wegen seiner lustigen und herzlichen Art sofort ins Herz geschlossen. Sams schnelle Sprechweise allerdings führte immer wieder zu Verständigungsschwierigkeiten. Er musste sich häufig wiederholen und sein Tempo zügeln.
Sein Akzent, auch Mancunian genannt hatte auch so einige Besonderheiten auf Lager. So wurde z.B. aus „better“ ein „be-a“ Bald vermisste er hierzulande die netten Plaudereien, wie er sie in seiner Heimat sonst überall führte, wie er mir erzählte. Als wir uns einen Cappuccino kaufen wollten, flötete er der Frau hinter der Theke ein charmantes: “ Hello my lovely!“ entgegen. Diese sah ihn nur irritiert an, bis er seine Bestellung aufgab.
Eines Abends trafen wir uns mit drei griechischen Brüdern in einer Bar. Zwei davon hatten wir zuvor an einem Strand kennengelernt (Der griechische Akzent ist übrigens auch sehr interessant). Als Sam sich von uns verabschiedete, blieben ich und zwei weitere Kollegen noch eine Weile mit den Griechen. Einer von ihnen bemerkte kurz darauf mit sichtlicher Erleichterung im Gesicht, dass er Sam hatte kaum verstehen können. Einer seiner Brüder stimmte dem bei. Mein Englisch hingegen sei “ really good“
Really good vielleicht nicht, aber gut zu verstehen.
© Lyn 2021-04-05