My London Dungeon

Rebekka Görtler

von Rebekka Görtler

Story

Ich studiere ja irgendetwas mit Gesundheit, also kann ich mich leider auch nicht vor dem Fakt drücken, dass Sport zu einem gesunden Lebensstil dazugehört. Okay, okay, ich gehe doch schon. Also ab ins Gym…

Das Fitnessstudio Fitness First ist circa zwanzig Minuten Fußweg von mir entfernt. Reicht das nicht als Workout? Ich habe mich für die Sweat & Glow Session angemeldet. Glow klingt super, Sweat, naja, das will ich eigentlich weniger.

Schon an der Rezeption höre ich das Stöhnen der Sportler und das Knallen von Gewichten. Ich schlüpfe in meine Klamotten und betrete dann den Trainingsraum. Muskeln über Muskeln. Straffe Körper und Sixpacks wie weit ich nur gucken kann. Ich schlucke eingeschüchtert. Wo bin ich hier bloß gelandet? Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr, denn Trainer Jay hat mich schon entdeckt und winkt mich zu sich. »Are you ready?«, schreit Jay in die Runde. »Yeah.« Die Antwort kommt nur halbherzig.

Hampelmänner, Kniehebelauf und Joggen auf der Stelle. Ich hechle wie ein Hund. Fix und fertig bin ich, aber effektiv war es allemal. »Great Warm-up«, gratuliert Jay. Wie bitte? Aufwärmen?! Ich dachte, das wäre es nun gewesen. Aber tatsächlich, der Uhrzeiger ist nur fünf Minuten vorangerückt. »Let those muscles burn!« Oder zu Deutsch: »Lasset die Folter beginnen!«

Wir legen unsere Matten bereit und schon geht es los. Sit-ups und Liegestütze, Burpees und Kniebeugen. Wahnsinn, ich wusste gar nicht, dass es so viele Arten gibt, einem Menschen Schmerz und Leid zuzufügen. Zuvor kannte ich nur Daumenschrauben, die Streckbank oder Kreuzigung. Hätten die im Mittelalter nur mal ihre Feinde in einen zweiminütigen Unterarmstütz gezwungen. Zum Glück dröhnt die Musikbox so laut, dass man mein Wimmern nicht hört.

Und irgendwann, nach einer halben Ewigkeit sagt Jay endlich die zwei magischen Worte: »Last round!« Die letzte Runde, das schaffe ich! Nochmal volle Power und dann…

Ausruhen. Ich nehme das Cooldown wörtlich, bleibe down auf dem Boden liegen und versuche meinen Kopf zu kühlen. Meine Lunge rasselt, meine Muskeln zittern und mein Herz tanzt Samba in meiner Brust. Bis jetzt schwitze ich nur. Wo bleibt der Glow?

»Good job!« Der Trainer gibt mir ein High-Five. Pah, good? Nein, das war eine Iron-Man-reife Leistung! Morgen gehe ich zu Olympia! Ich kämpfe mich wieder in die Aufrechte, während Jay in einen Proteinriegel beißt. Das belächle ich nur. So ein mickriges Rechteck. Meine Wangen glühen, genau wie der Ofen gleich, wenn ich mir eine Pizza machen werde. So rund wie eine Hantelscheibe. Ist doch die perfekte Sporternährung, oder?

© Rebekka Görtler 2022-12-17

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