Nach den Ferien

Jolina Himmel

von Jolina Himmel

Story

Die Sommerferien gingen zu Ende. Der erste Schultag rückte näher, und mit ihm kam ein Gefühl, das ich nicht ganz einordnen konnte.
Irgendetwas war anders.
Nicht wie sonst.
Ich hatte in den Ferien kaum etwas erlebt.
Zum ersten Mal seit Langem hatte ich auf nichts Lust. Und obwohl nichts Schlimmes passiert war, spürte ich plötzlich eine unerklärliche Angst vor dem neuen Schuljahr. Sechs Wochen waren vergangen, als wären sie einfach verschwunden. Ich hätte mich freuen sollen, meine Freundin Leni wiederzusehen. Doch stattdessen kreisten meine Gedanken wie verrückt.
Was war los mit mir?

Ich redete mir ein, dass es schon wieder werden würde. Vielleicht hatte ich mir einfach zu viele Gedanken gemacht.
Ich streichelte meine Katze Lucy sanft, atmete tief durch und legte mich ins Bett.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker.
Der erste Schultag. Ich hatte die halbe Nacht kein Auge zugetan vor Aufregung, vor Angst. Mühsam quälte ich mich aus dem Bett und machte mich fertig. Schon auf dem Weg zur Schule fühlte ich, wie Panik in mir aufstieg.
Meine Hände zitterten. Mein Herz pochte heftig.
Und mein Kopf hörte nicht auf, zu denken.

Was ist, wenn mich alle anstarren?

Was ist, wenn mich keiner mag?
Was ist, wenn ich es nicht mehr aushalte?

Ich versuchte mich zu beruhigen. Alles wird gut. Ich musste es nur durchstehen.
Aber kaum stand ich vor dem Schulgebäude, war die Unruhe zurück.
Zu viele Menschen. Zu laut. Zu viel.
Ich kannte die Schule, meine Mitschüler, die Lehrer- und doch fühlte sich alles fremd an. Am ersten Tag gab es zum Glück noch keinen richtigen Unterricht.
Und trotzdem war es zu viel.
Viel zu viel.

Der Lärm, die vielen Eindrücke, die neuen Erwartungen, ich spürte, wie meine Kraft langsam verschwand. Der Wille, der Ehrgeiz, alles weg. Ich fühlte mich leer.
Einsam.
Verloren.

Ich fragte mich:
Wann wird es endlich wieder besser?
Wann hört dieser unerträgliche Schmerz auf?
Wann verstummen die Stimmen in meinem Kopf?

Sechs Schulstunden vergingen wie ein einziger Albtraum. Ich konnte mich kaum konzentrieren. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab.
Und ich konnte sie nicht stoppen.

Die Stimmen in meinem Kopf sagten Dinge, die ich nicht glauben wollte.
Als ich erschöpft nach Hause kam, fragte meine Mutter, wie mein Tag war. Ich brachte nur ein „Okay“ heraus.
Was hätte ich sonst sagen sollen?


© Jolina Himmel 2025-07-07

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Herausfordernd, Dunkel
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