von Gabriele Koubek
Die Medieninstallation Pi befindet sich in Wien in der Opernpassage zwischen den Abgängen zur U-Bahn und dem Ausgang bei der Sezession. Das Kunstwerk wurde im Dezember 2006 eröffnet und ist mit der U1, der U2 und der U4 bequem zu erreichen und einfach zu finden.
Pi kenne ich noch aus dem Mathematikunterricht und stelle erstaunt fest, dass dieses Kunstwerk keineswegs nur für Mathematiker und Statistik Interessierte sehenswert ist. Es lohnt sich für jeden hier einige Zeit zu verbringen, denn es gibt so einiges zu entdecken.
Die Kreiszahl Pi wird auf einer Länge von 130 Metern mit 478 Nachkommastellen dargestellt. Nach diesen werden die jeweils letzten berechneten Dezimalstellen projiziert, um auf ihre Unendlichkeit hinzuweisen.
In einer Vitrine in der Mitte des Durchgangs befinden sich Abbildungen, Texte und Bücher zu den Themen Bevölkerungsentwicklung und Migration.
Auf 14 spiegelnden Vitrinen, sogenannte Factoids, werden verschiedene statistische Daten in Echtzeit gezeigt. Die verspiegelten Paneele sind mit geätzten Inschriften versehen. Unterhalb ist jeweils eine LED-Anzeige angebracht.
Die dort visualisierten Zahlen verändern sich auf der Grundlage von vorher sozialwissenschaftlich erhobenen statistischen Daten und den darauf basierenden mathematischen Prognosemodellen und den damit verknüpften Algorithmen.
Wir sehen die Zahl der Weltbevölkerung wachsen und ebenso die Zahl der weltweit unterernährten Kinder.
Die Zeit bis zur Wiederbewohnbarkeit von Tschernobyl und das Wachstum der Sahara seit Jahresbeginn stehen ebenfalls, in sich ständig verändernden Zahlen, vor uns.
Aber auch Zahlen zum Schmunzeln, wie die verzehrten Schnitzel seit Jahresbeginn oder die momentane Zahl der Verliebten in Wien, können wir sehen.
Wir spazieren an der Installation entlang und spiegeln uns in den einzelnen Paneelen während wir die jeweils aktuellen Zahlenwerte auf dem digitalen Zählwerk lesen. Dabei wird uns bewusst, dass diese statistischen Informationen nur Momentaufnahmen sind und schon beim Ändern der Gehrichtung der Vergangenheit angehören.
Der kanadische Künstler Ken Lum hat das Kunstprojekt entwickelt. Der als Sohn chinesischer Einwanderer in Vancouver geborene Ken Lum, arbeitet seit den 1980er Jahren vorwiegend mit Fotografie und Schrift. Die Verwendung von Spiegel in Kombination mit Schrift in der Westpassage Karlsplatz stellt eine weitere Entwicklung seiner Arbeiten dar, die von Beginn an um Identität, Sprache und Kultur kreisten.
Ich denke, dass uns dieses Kunstwerk eindringlich darauf aufmerksam macht, dass Zahlen doch nicht nur Schall und Rauch sind.
© Gabriele Koubek 2023-02-16