Nächster Halt: Stephansplatz

Gabriele Koubek

von Gabriele Koubek

Story

In der U-Bahn Passage Stephansplatz entdecken wir den Zugang zur Virgilkapelle, die als einer der besterhaltenen gotischen Innenräume Wiens beworben wird.

Die Kapelle ist leicht zu finden da mehrere Wegweiser den Weg weisen. Mithilfe der Lifte der Wiener Linien ist sie auch barrierefrei zugänglich.

In dem kleinen Kassenraum mit integriertem Shop kann ich den Eintrittspreis von 5 € auf den Seniorenpreis von 4 € herunterhandeln. Der nette Mann an der Kassa gibt uns noch gratis einen kleinen Überblick über die Ausstellung die uns in der Kapelle erwartet.

Über eine Wendeltreppe gelangen wir eine Etage tiefer in das Herz der Kapelle. Die Treppe ist eine Stahlkonstruktion in einheitlichem Schwarz. Sie hebt sich kontrastreich vom mittelalterlichen Mauerwerk ab und fügt sich als moderne Komponente perfekt in den Raum ein. Wir befinden uns etwa 12 Meter unter dem Niveau des Stephansplatzes.

Die unterirdische Kapelle aus dem 13. Jahrhundert wurde 1973 im Zuge des U-Bahnbaues wiederentdeckt. Nach umfassenden Restaurierungsmaßnahmen wurde die Virgilkapelle Ende 2015 Besuchern zugänglich gemacht.

Eine Dauerausstellung erzählt über das mittelalterliche Wien und die Geschichte der Kapelle.

Sie entstand um 1220/30 als Unterbau für einen geplanten Kapellenbau. Um 1246 stattete man die Kapelle mit Fugenmalereien und Radkreuzen in den Nischen aus, die heute noch gut zu sehen sind. Darüber errichtete man später die Maria-Magdalena-Kapelle.

Der Grundriss dieser kleinen Kirche wurde im Straßenpflaster des Stephansplatzes in einem Mosaik dargestellt.

Die heute sichtbare Virgilkapelle, diente einer reichen Wiener Kaufmannsfamilie als Andachtskapelle und wurde mit einem Altar für den hl. Virgil ausgestattet.

Ein Zwischengeschoss wurde als Beinhaus genutzt. Die Maria-Magdalena-Kapelle selbst diente als Friedhofskapelle. Die Empore der Virgilkapelle bot der Schreiberzeche Raum.

Schreiber war im Mittelalter die Berufsbezeichnung für die, die ihre Kenntnisse im Schreiben und Lesen hauptberuflich verwerteten.

Die in Wien tätigen Schreiber aller Kategorien, ob selbstständig oder angestellt bildeten eine Bruderschaft. Diese Schreiberzeche, hatte in der Maria-Magdalena-Kapelle ihren Versammlungsort und ihre Andachtsstätte.

Ich bin froh diesen Ort entdeckt zu haben, denn er ist sicher bestens geeignet, wenn uns Geschichtenschreiber einmal die Inspiration fehlt oder wir die Motivation wiederfinden wollen.

Der gute Geist der Schreiberzeche ist sicher noch dort und kann helfen.

© Gabriele Koubek 2023-02-26

Genres
Reise
Stimmung
Informativ
Hashtags