Nachtbesuch

Elisa Heine

von Elisa Heine

Story

Im Hause Ross war es dunkel. Leise schlich sich Francis Rawdon Moira Crozier an eines der offenen Fenster. James half ihm, hineinzuklettern. „Francis!“, flĂĽsterte er erfreut und zog ihn sogleich in eine Umarmung. Sie beknutschten sich schnell und legten sich zusammen ins Bett. „James?“—“Ja?“—“Kannst du mir eine Geschichte erzählen?“—“Na klar.“ James kĂĽsste Francis auf die Stirn. „Es waren einmal ein Bienchen und ein BlĂĽmchen. Das Bienchen flog in das BlĂĽmchen hinein und machte da Party, dann aber kam Joe Biden angehopst und zertrat aus Versehen das BlĂĽmchen mitsamt dem Bienchen. Ende.“
Auf einmal flog die TĂĽr auf und Pius XII kam hineingerannt in einer Toga und mit einem Gemälde ĂĽber eine Börsenpekulation in der Hand. James und Francis schreckten hoch; als Pius sie erblickte, erstarrte er. James sah ihn böse an. Pius entschuldigte sich hastig und flĂĽchtete, derweil sich James aufregte. „Immer platzt der hier grundlos rein und stört mich. Ich habe es satt!“—“Wer war das ĂĽberhaupt?“, fragte Francis verwirrt. „Das war Pius XII, der Hausgeist. Wir wissen nicht so genau, warum er hier ist, aber eines ist sicher: Er nervt gewaltig! Wenn er mal nicht gerade Leute in ihrem Business stört, fläzt er auf der Couch und isst uns unsere Chips weg; dabei muss der nicht mal was essen! Und dann macht er sich noch so breit, dass wir gar keinen Platz mehr haben und steht stundenlang nicht auf! Ich hab’s echt bis hier mit dem!“ Und er zeigte auf seinen linken NasenflĂĽgel. Da verstand Francis, wie ernst ihm das war. „Okay James“, begann er. „Wir machen das jetzt so: Ich rufe meinen Onkel Enrico an und du trommelst deine Familie zusammen und bringst sie in den Pub oder so. Heute Nacht wird dieser Pius ausgetrieben!“ „Yeah!“, rief James enthusiastisch und rannte hinaus. Francis wollte ihm hinterherrufen, dass er keine Hose anhatte, aber er war schon weg.

Eine Stunde später standen die Drei vor dem Haus: James Francis und Onkel Enrico. „Bene, lasst uns diese Falte ausklatschen!“, sagte Letzterer. „Warum ‚Falte‘?“, fragte Francis. Enrico stammelte: „Oh, naja, Pius ist ja schon älter, der hat Falten…“—“Bitte nenn ihn nie wieder so“, sagte James. Sie gingen in das Haus. Es dauerte etwas, aber dann erwischten sie Pius, wie er 2 € MĂĽnzen in die Waschmaschine warf. „A-HA!“, rief Enrico und stĂĽrmte auf Pius los. Er klatschte ihn ninjaschnell ab und pfefferte ihn einfach so aus dem Universum. James und Francis verstummten. „Wow“, murmelte Enrico, als er seine Handkante massierte. „Das hätte ich jetzt anders erwartet. Und ich musste nicht mal die geheime v-technik anwenden!“ Er zuckte mit den Schultern und ging davon. James und Francis kehrten zurĂĽck in ihr Zimmer und spielten erst mal eine richtig dramatische Partie Schach. Als sie sich aber wieder zu Bett begaben, schien James traurig zu sein. „Was ist, Bester?“, fragte Francis. „Ja, irgendwie vermisse ich Pius schon. Er war zwar nervig, aber manchmal… In manchen Nächten, wenn wir beide einsam waren, da kam Pius zu mir, weiĂźt du?“ Doch Francis‘ Bewusstsein glitt trotz James Erzählungen in den Schlaf ĂĽber.


Eines Morgens erwachte Francis Rawdon Moira Samsa aus unruhigen Träumen in seinem Zimmer. Er krabbelte aus dem Bett und zuckte die Fühler ob dieser Ungewöhnlichkeiten. Er krabbelte später über seine Zimmerwände, glücklich darüber, dass am Ende doch alles normal war.

© Elisa Heine 2023-05-24

Genres
Humor& Satire