Nachtwanderung

bluewhale

von bluewhale

Story

Spontane Aktionen sind doch die Besten.

So beschlossen mein bester Freund und ich an einem Sonntagabend, dass wir morgen um 1.30 Uhr aufbrechen und unsere erste Nachtwanderung starten. Ich war etwas nervös, da ich noch nie mitten in der Nacht auf einen Berg gegangen bin.

Zum Glück war ich schon sehr müde. Ich wollte natürlich so früh wie möglich schlafen gehen und wünschte daher meiner Familie um 19.30 eine gute Nacht. Ich ging nochmals meine Liste durch und überlegte, ob ich nichts vergessen habe. „Drei Stirnlampen, etwas zu Essen und Trinken, Ersatzgewand, …“ – es sollte alles vorbereitet sein.

Ich drehte mein Licht ab und begab mich in Schlafposition. Plötzlich schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass auf diesem Berg Weidenpassagen mit Kühen vorhanden sind, welche wir überqueren müssen. Da ich sehr respektvoll mit der Natur umgehe und ich auch großen Respekt vor diesen Tieren habe, machte ich mir auf einmal Sorgen, dass wir die Kühe bei ihrer nächtlichen Ruhe stören könnten. Natürlich konnte ich es nicht lassen und begann im Internet zu recherchieren: Wie reagieren Kühe auf Stirnlampen? Was tun bei einer Kuhattacke?

Es kamen immer mehr Fragen auf. Die Zeit, welche ich zum Schlafen hatte, wurde immer kürzer – 22 Uhr, 23 Uhr, 24 Uhr. Jetzt noch 1 1/2 Stunden schlafen gehen wäre eher kontraproduktiv. Ich war mittlerweile schon so nervös, dass ich nicht mehr versucht habe, verkrampft schlafen zu gehen. Ich wollte lieber versuchen meinen Puls etwas nach unten zu bringen. So begann ich um Mitternacht Candy Crush zu spielen.

Um halb 2 in der Früh holte mich mein bester Freund von zu Hause ab. Ich war echt froh, dass er mit dem Auto fährt, da ich über 20 Stunden wach war und es zu gefährlich gewesen wäre, wenn ich hinter dem Steuer säße. Über meine nächtliche Geschichte war er sehr erstaunt und versuchte mich trotzdem zu motivieren.

Am Parkplatz angekommen schnürten wir unsere Wanderschuhe fester und starteten unsere Tour. Die Stimmung glich einem Horrorfilm. Es war stockfinster und mucksmäuschenstill. Wir hatten lediglich unseren Lichtkegel von der Stirnlampe. Wenn uns zu diesem Zeitpunkt wer begegnet wäre, dann hätte mein Herz aufgehört zu schlagen.

Die Tour begann sehr gut. Für die Umstände, dass ich seit über 21 Stunden wach war, war ich von meiner Leistung sehr begeistert. Unsere Wanderung ging sehr flott dahin. Wir machten eine kurze Pause bevor wir mit dem Weidestück begannen. Mein Herz pochte wie wild.

Die Stirnlampe zeigte uns nur, was vor uns ist. Ich hatte viel mehr Angst, was hinter mir ist. So schnell wie ich die Weide passierte, war ich noch nie. Ich schaute mich immer panisch um und sah unzählig viele Kuhaugen, jedoch konnten wir unversehrt den Gipfel erreichen.

Oben angekommen sahen wir endlich weswegen wir so früh gestartet sind – den Sonnenaufgang. Diese Tour hat sich wirklich ausgezahlt! Da ich am Ende über 27 Stunden wach war, war ich wirklich stolz auf meine Leistung.

© bluewhale 2020-06-09

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