von Horst Sammet
Es war einmal ein frisch verliebtes Pärchen, nennen wir es Vroni und Franz, beide Anfang 20 und richtig gut drauf. Die zwei wohnen am Waldrand in einem kleinen Häuschen.
Franz hat seinen freien Tag und als Vroni am Nachmittag aus der Arbeit von der Post heim kommt, steht schon ein gepackter Picknickkorb bereit, auf dem eine Decke liegt. Servus Vroni sagt Franz, hast Du Lust auf einen Ausflug zu unserer Lichtung im Wald? Vroni strahlt ihren Franz an: Ja, gern, lass‘ uns gleich losgehen.Es ist ein schöner warmer Tag Ende Mai und Vroni trägt ein schulterfreies rotes Kleid und Franz Badehose und Shirt, denn so leicht bekleidet, wandert es sich viel leichter.
Nach gut 15 Minuten ist “ihr” Platz erreicht, die Decke wird ausgebreitet und die Brotzeit ausgepackt. Franz entledigt sich seiner Kleidung und fordert Vroni auf, es ihm gleichzutun. Sie antwortet: Lass uns erst etwas essen, denn ich habe einen Riesenhunger. Gut, so machen wir das!
Als die zwei satt sind, legt auch Vroni ihr Kleid ab und die beiden machen es sich, im schönsten Sonnenschein, auf der Decke bequem. Franz beugt sich zu seiner Vroni, küsst sie liebevoll und schon beginnt ein zärtliches Liebesspiel.
Es gibt doch diesen Spruch “wenn es am schönsten ist, soll man aufhören”, aber nicht auf die Art und Weise, wie es Vroni und Franz erging.
Es knackt im Unterholz, die Geräusche werden immer lauter und dann… eine Rotte Wildschweine bricht heraus und rennt auf die beiden zu. Sofort springen sie auf, aber wohin jetzt? Ein Hochstand, ca. 25 m entfernt, scheint die Rettung zu sein. Vroni ist zuerst dort und fliegt förmlich nach oben, Franz hinterher. Er kann gerade noch seinen Fuß hochziehen, als ein Keiler mit enormen Hauern nach ihm schnappt. Glück für Franz, denn der Eber verbeisst sich in der Leiter, so dass gleich Splitter fliegen. Als er merkt, dass hier nichts zu erreichen ist, dreht er sich um und geht zu seinesgleichen zurück.
So kommt es, dass Vroni und Franz auf dem Hochstand sitzen und vom Erlebten noch ganz zittrig sind. Vroni beginnt zu weinen und Franz versucht sie abzulenken, indem er nach unten zeigt und zählt: 25, 26, nein 27 Wildschweine, so viele! Schau mal Vroni, die niedlichen Frischlinge.
Oh nein, diese Bande zerlegt den Picknickkorb und macht sich über das verbliebene Essen her. Auch Decke und Kleidung müssen daran glauben. Noch schlimmer, sogar die Schlappen werden zerbissen.
Endlich verschwindet die Rotte im Unterholz, der Spuk ist vorbei. Vroni und Franz steigen mit weichen Knien vom Hochstand und hoffen, dass keines der Viecher zurückkommt.
Da meint Vroni: So ein Mist, jetzt müssen wir nackt und barfuß nach Hause! Aber es hilft nichts und so machen sie sich auf den Heimweg und sind froh, dass ihnen auf dem Rückweg keiner begegnet.
Jahrzehnte später sitzen wir im Biergarten, Franz hat gerade die nächste Runde bestellt, da sagt er zu uns: Wenn ich diese Geschichte nicht selbst erlebt hätte, ich würde sie nicht glauben. Dann hebt er sein Glas – Prost zusammen!
© Horst Sammet 2021-09-08